Jahrestagung 2022

Jedes Jahr veranstaltet die Liga eine öffentliche Jahrestagung, auf der ein Kinder betreffendes Thema in wissenschaftlicher, praktischer und politischer Perspektive behandelt wird. Zur Teilnahme sind Fachkräfte, Studierende und Auszubildende sowie alle am Thema Interessierten herzlich eingeladen.

Jahrestagung 2022 der Deutschen Liga für das Kind

Sichere Orte für Kinder!

Sichere Orte für Kinder!

Schutz der Kinderrechte: Verantwortung aller Institutionen für Kinder!

Schirmherrin: Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend

Vor zehn Jahren ist das Bundeskinderschutzgesetz in Kraft getreten, mit vielen Verbesserungen für den vorbeugenden und eingreifenden Schutz von Kindern, etwa vor Gewalt oder Vernachlässigung. Risiken für Kinder können nicht nur von ihrem familiären Umfeld ausgehen, sondern auch durch Personal in Institutionen, die eigentlich nur für Kinder da sind.
Was macht einen Ort, der Lebenswelt für Kinder ist, zu einem sicheren Ort? Ist Schutz vor Gewalt genug Schutz für Kinder? Wie verantworten Institutionen den Schutz der Rechte von Kindern insgesamt und wie sehen Kinder das selbst?
Auf der Tagung wird erörtert, was reale und virtuelle Lebenswelten zu sicheren Orten für Kinder macht und wie Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechte einander bedingen. Es soll diskutiert werden, welche Verantwortung den Institutionen zukommt, in denen sich
entscheidet, wie sicher der Alltag von Kindern ist. Die interdisziplinäre Tagung richtet sich an alle mit Kindern und Familien tätigen Fachkräfte, an Verantwortliche in Politik, Justiz und Verwaltung sowie an Studierende, Auszubildende und alle am Thema Interessierte.

Die Tagung ist in der Ausgabe 6-22 unserer Zeitschrift frühe Kindheit dokumentiert.

Das Heft ist erhältlich in unserem Shop: www.fruehe-kindheit-online.de

Referent:innen und Vorträge:

Problematische Situationen und Fehlverhalten in Kitas aus Sicht von Fachkräften – Formen, Gründe und Unterstützungsmöglichkeiten zur Vermeidung verletzenden Verhaltens

Prof’in Dr. Regina Remsperger-Kehm
(Professorin für Frühkindliche Bildung, Hochschule Fulda)

Prof’in Dr. Astrid Boll

(Professorin für Kindheitspädagogik, Europäische Fachhochschule Rhein/Erft)

 

Erwachsene tragen eine hohe Verantwortung, um Kindern ein gesundes und geschütztes Aufwachsen zu ermöglichen. Dies gilt auch, oder gerade in pädagogischen Institutionen. Die Fachkräfte, die wir im Rahmen unserer Pilotstudie befragten, äußerten sich zum Teil sehr bewegt darüber, wenn sie in Kitas verletzendes Verhalten gegenüber Kindern beobachteten. Mitunter schienen sie zerrissen in der Frage, ob sie Verantwortung tragen und Kinder schützen können oder ob sie aus Angst vor Konflikten nicht intervenieren. In unserem Vortrag möchten wir gemeinsam mit Ihnen darüber ins Gespräch kommen, wie eine Annäherung an das Tabu-Thema des verletzenden Verhaltens in Kitas so gelingen kann, dass die Akteur*innen in Praxis, Verwaltung und Politik ihrer Verantwortung des Kinderschutzes gemeinsam besser gerecht werden.

Flüchtlingsunterkünfte – (K)ein sicherer Ort für Kinder? 

Desirée Weber
(Deutsches Komitee für UNICEF)

 

In Deutschland ist die Unterbringung von geflüchteten Menschen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften weiterhin gängige Praxis. Viele der Geflüchteten verbringen mehrere Monate oder sogar Jahre dort, darunter viele Kinder und Jugendliche. Selbst unter den besten Bedingungen sind Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünfte kein sicherer Ort für Kinder. Dabei haben Kinder ein Recht darauf, sicher und geschützt aufzuwachsen und ihre Potenziale voll zu entfalten. Zeit hat für Kinder eine ganz andere Dimension und Bedeutung als für Erwachsene. Die Erfahrungen, die sie in den Unterkünften machen, können sich auf ihr ganzes Leben auswirken. Die steigenden Zahlen geflüchteter Menschen aus der Ukraine rücken die Unterbringung und Situation geflüchteter Kinder auf der politischen Agenda erneut nach oben. Die Datenlage gibt jedoch nur sehr wenig Einblick in den Themenbereich. Daher wird der Vortrag die Sicht von Kindern in den Fokus rücken und einige Einblicke in ihre Lebenssituation geben. Weiter werden auf struktureller und konzeptioneller Ebene Herausforderungen sowie die Frage erörtert, wie diesen begegnet werden kann.

Schutz des Rechts auf seelische Gesundheit von Kindern – was bedeutet das eigentlich?

Prof. Dr. Michael Kölch

(Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter an der Uni-Klinik Rostock)

Kinderrechte sind universelle Rechte. Sie sollen Kindern und Jugendlichen ein Aufwachsen ohne schwerwiegende negative Einflüsse und die Entwicklung ihrer Persönlichkeit ermöglichen. Das Recht von Kindern und Jugendlichen auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit umfasst auch die psychische Gesundheit –  gerade in Industrienationen ist dies das Kinder- und Jugendgesundheitsthema Nummer eins. Gibt es ein Aufwachsen ohne Entwicklungsschwellen, die belastend sein können? Welche Faktoren beeinflussen die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen am meisten negativ und positiv? Wo liegen die gesellschaftlichen Aufgaben jenseits individueller Ansätze, um Kindern ein psychisch gesundes Aufwachsen zu ermöglichen? Was bedeutet ein abstrakter (Rechts-)Anspruch konkret für die Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland? Der Vortrag von Prof. Dr. Michael Kölch wird auf diese Fragen eingehen und aufzeigen, welche Handlungsschritte in Deutschland, aber auch im internationalen Kontext notwendig sind, damit Kinder und Jugendliche seelisch gesund aufwachsen können.

Die Wirkung Früher Hilfen für den präventiven Kinderschutz

Mechthild Paul
(Nationales Zentrum Frühe Hilfen, Köln)

 

„Frühe Hilfen adressieren Eltern bereits ab der Schwangerschaft und in den ersten Jahren nach der Geburt ihres Kindes. Ihr Ziel ist es, jedem Kind eine gesunde Entwicklung und ein gewaltfreies Aufwachsen zu ermöglichen – und dies so früh wie möglich. Die vielfältigen Angebote sind niedrigschwellig, diskriminierungsfrei und richten sich insbesondere an Familien in belasteten Lebenslagen. Seit 15 Jahren haben sie sich zu einem eigenständigen Versorgungselement etabliert und sind mittlerweile flächendeckend ausgebaut. Damit sind sie zu einem wichtigen Bestandteil des präventiven Kinderschutzes geworden und verorten sich zwischen der Allgemeinen Förderung und erzieherischen Hilfen; Schnittstellen kann es aber auch zum Schutz bei Kindeswohlgefährdung geben. Dies erfordert die aktive Gestaltung dieser Schnittstellen und Übergänge zu den angrenzenden Handlungsfeldern.“

Weiterentwicklung im Kinderschutz – Lernen aus problematischen Fallverläufen

Christine Gerber
(Deutsches Jugendinstitut, München)

Seit einigen Jahren entwickelt sich die Analyse von Fallverläufen im Kinderschutz zunehmend zu einem Instrument der Qualitätsentwicklung. In dem Vortrag von Frau Gerber werden neben notwendigen Rahmenbedingungen und methodischen Grundsätzen solcher Analysen auch exemplarische Ergebnisse aus der Rekonstruktion von Fallverläufen vorgestellt. Die daraus abgeleiteten Empfehlungen machen deutlich, dass die bisherige Strategie, durch (Verfahrens-) Vorgaben und Standards eine hohe Qualität im Kinderschutz zu sichern, nur einen Teil der Qualitätsentwicklung ausmacht. So zeigen Fallanalysen, dass darüber hinaus Strukturen, Konzepte sowie die Aus- und Fortbildung der Verantwortlichen auf den Prüfstand gestellt sowie die Wissensbestände erweitert werden müssen.

Digitales Aufwachsen vom Kind aus denken. Die Kinderrechte auf Schutz, Befähigung und Teilhabe in der digitalen Lebenswelt zwischen Ermutigung und Entmutigung.

Dr. Niels Brüggen

(JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, München)

Digitale Angebote sind in der Lebenswelt von Kindern fest etabliert. Was macht sie aber zu sicheren Orten für Kinder? Ausgehend von der Bedeutung von Online-Medien für das Aufwachsen für Kinder in einer vom digitalen Wandel gekennzeichneten Gesellschaft skizziert Dr. Niels Brüggen, wie die Kinderrechte auf Schutz, Befähigung und Teilhabe auch auf Chancen und Gefährdungen im Medienhandeln bezogen werden können. Zudem geht er der Frage nach, wer welchen Beitrag für sichere Online-Räume für Kinder leisten kann und muss. Dabei gibt es sowohl Ermutigendes als auch Entmutigendes mit Blick auf die Landschaft der Online-Kinder-Angebote zu berichten und diskutieren.

Podiumsdiskussion

Den Abschluss der Jahrestagung bildet die Podiumsdiskussion mit

  • Susann Rüthrich, Kinder– und Jugendbeauftragte der Sächsischen Staatsregierung,
  • Üwen Ergün, Kinderrechteforum,
  • Jutta Croll, Stiftung Digitale Chancen, und
  • Sabine Kühn, Careleaver Kollektiv Leipzig.

 

Wir sprechen darüber, was Institutionen für Kinder zu sicheren Orten macht, was aus der Perspektive von Kindern wichtig ist und über die besondere Verantwortung von Fachkräften für den Schutz von Kinderrechten.

Programm:

Freitag, 7.10.2022

Moderation: Prof’in Dr. Susanne Viernickel

Vorträge (12.30 bis 18.00 Uhr),
anschließend Abendveranstaltung, optional (18.30 – 19.30 Uhr)

Samstag, 8.10.2022

Moderation: Prof’in Dr. Jeanette Roos

Vorträge (9.00 bis 12.45 Uhr),
Podiumsdiskussion (12.45 bis 13.30 Uhr),
anschließend Mitgliederversammlung (14.00 bis 15.30 Uhr)

Teilnahmegebühr:

normal:   100 €
ermäßigt: 60 € (Mitglieder / Studierende / Auszubildende): 

Abendveranstaltung:

Abendveranstaltung: Stadtrundgang mit Nachtwächter Bremme®
Anmeldung erforderlich.
Begrenzte Ticketzahl. 10,00 € p.P.

Datum / Ort:

7.- 8.10.2022 in Leipzig
Salles de Pologne
Hainstraße 16/18
04109 Leipzig

Anmeldung Jahrestagung!

Anmeldeschluss: 04.10.22

Anmeldung Stadtrundgang!

Anmeldeschluss: 04.10.22
Im Moment gehen wir davon aus, dass die Durchführung der Veranstaltung in Präsenzform möglich sein wird. Sofern die Pandemielage eine Ausrichtung in Präsenzform kurzfristig nicht zulassen sollte, werden wir Sie umgehend über eine Teilnahme in digitaler Form informieren. Genaue Informationen zu den für die Veranstaltung geltenden Sicherheits- und Hygienebestimmungen werden ca. eine Woche vor Veranstaltungsbeginn von uns hier bekannt gegeben. Wir bitten um ihr Verständnis.

Bisherige Jahrestagungen der Deutschen Liga für das Kind

Jahrestagung 2021 (digital)

8. und 9. Oktober 2021

 
 

Schirmherrschaft: Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin a.D.

Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie wurden die Rechte von Kindern stark eingeschränkt. Bei vielen politischen Entscheidungen ist das Kindeswohl nicht in die Abwägung einbezogen worden. Nur selten wurden Kinder nach ihrer Meinung gefragt und angehört, ihre Sichtweisen wurden kaum berücksichtigt. Was bedeutet dies für Kinder? Welche Lehren sind daraus für zukünftige Krisen zu ziehen? Wie können Kinder angemessene Beachtung und mehr Spielräume bekommen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne?

Die Tagung ist in der Ausgabe 6-21 unserer Zeitschrift frühe Kindheit dokumentiert. Das Heft ist erhältlich in unserem Shop: www.fruehe-kindheit-online.de

Alle Vorträge der Jahrestagung finden Sie hier.

Jahrestagung 2020 (digital)

23. und 24. Oktober 2020 (Hamburg)

 
 

Schirmherrschaft: Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung

Die Hilfesysteme in den Bereichen Gesundheit und Kinder- und Jugendhilfe sind auf diese Kinder, deren Leid häufig im Verborgenen bleibt, nur unzureichend eingestellt. Gemeinsam mit vielen anderen setzt sich die Liga daher für mehr und bessere Hilfen ein, die durch gesetzliche Reformen ermöglicht werden müssen. Beratungsangebote für betroffene Kinder und leicht zugängliche Hilfen in Notsituationen gehören ebenso dazu wie die Kooperation über Berufsgrenzen hinweg sowie komplexe Hilfeleistungen, die nur in Zusammenarbeit verschiedener Hilfesysteme erbracht werden
können.

Die Tagung ist in der Ausgabe 6-20 unserer Zeitschrift frühe Kindheit dokumentiert. Das Heft ist erhältlich in unserem Shop: www.fruehe-kindheit-online.de

Alle Vorträge der Jahrestagung finden Sie hier.

Jahrestagung 2019

25. und 26. Oktober 2019 (Berlin)

 
 

Schirmherrschaft: Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Bei immer mehr Kindern fallen genetische, biologische, rechtliche und soziale Elternschaft auseinander und verteilen sich auf mehr als zwei Personen. Es ist keine Seltenheit, dass diejenigen Elternpersonen, die im Alltag für das Kind Verantwortung übernehmen, nicht die genetischen und biologischen Eltern sind. Hiervon betroffen sind Stief-, Pflege- und Adoptivkinder ebenso wie Kinder mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen sowie Kinder, die nach einer Keimzellspende geboren wurden.

Die Tagung ist in der Ausgabe 6-19 unserer Zeitschrift frühe Kindheit dokumentiert. Die Ausgabe wurde vom BMFSFJ gefördert und ist erhältlich in unserem Shop: www.fruehe-kindheit-online.de