fK 4/07 Editorial

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

„in der Formulierung und Interpretation von Gesetzen verdichtet sich das Bewusstsein einer Gesellschaft. Während es vor rund vierzig Jahren erst einer Klarstellung des Bundesverfassungsgerichts bedurfte, um deutlich zu machen, dass Kinder überhaupt Träger von Grundrechten sind, nimmt heutzutage in allen Fraktionen der im Bundestag vertretenen Parteien die Zahl derjenigen Abgeordneten zu, die sich für eine Aufnahme eigener Kinderrechte in die Verfassung aussprechen.

Kinder mehr und mehr und in allen Bereichen als Subjekte und Träger eigener Rechte anzuerkennen – dies ist der rote Faden, der sich in den vergangenen Jahrzehnten durch eine Vielzahl von Reformen zu Gunsten von Kindern zieht. Der Übergang von der „elterlichen Gewalt“ zur „elterlichen Sorge“ im Rahmen der großen Sorgerechtsreform zu Beginn der 1980er Jahre, das Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskon-vention in Deutschland im Jahr 1992, die Kindschaftsrechtsreform 1998, die Einfügung eines Rechts des Kindes auf gewaltfreie Erziehung in das Bürgerliche Gesetzbuch im Jahr 2000 und die Stärkung von Schutzrechten durch Änderungen im Sozialrecht im Jahr 2005 markieren wichtige Einschnitte.

Diese Entwicklung ist keineswegs abgeschlossen. In der laufenden Legislaturperiode hat sich die regierende Große Koalition unter anderem eine Reform des Unterhaltsrechts, die Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls und eine Reform des Gesetzes der Freiwilligen Gerichtsbarkeit (FGG-Reform) vorgenommen, die alle mit erheblichen Auswirkungen auf die Rechtsstellung von Kindern verbunden sind. Die Aufnahme von Kinderrechten in die Verfassung und die Einführung eines Wahlrechts von Geburt an könnten folgen.

An praktisch allen Reformvorhaben zu Gunsten von Kindern war und ist die Deutsche Liga für das Kind mit Stellungnahmen und politischer Überzeugungsarbeit aktiv und erfolgreich beteiligt. In diesem Jahr wird die Liga 30 Jahre alt. Ihr Grundanliegen, Kinder besonders in den ersten sechs Lebensjahren vor Gefährdungen zu schützen und ihre Entwicklung in sämtlichen Lebensbereichen zu fördern, ist unvermindert aktuell. Die von Beginn an praktizierte interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Fachleuten aus Medizin, Psychologie, Pädagogik, Sozialwissenschaften und Recht ist als Beispiel guter Praxis zukunftsweisend.

Am 28./29. September 2007 findet in der Französischen Friedrichstadtkirche auf dem Berliner Gendarmenmarkt die Jubiläumstagung der Liga „Kindeswohl und Elternverantwortung“ statt. Die Schirmherrschaft hat Eva Luise Köhler, Gattin des Bundespräsidenten, übernommen, die auch selbst sprechen wird. Den Festvortrag „Frühe Kindheit – Entwicklungslinien und Perspektiven“ hält PD Dr. Martin Dornes. Im Rahmen der Tagung finden die diesjährige Mitgliederversammlung und ein Benefizkonzert junger Musiker statt. Kommen Sie nach Berlin und feiern Sie mit uns das 30-jährige Bestehen der Deutschen Liga für das Kind!

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. Franz Resch, Präsident der Deutschen Liga für das Kind

Dr. Jörg Maywald, Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind

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