fK 3/07 SAFE

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

SAFE ® – Sichere Ausbildung Für Eltern

Modellprojekt zur Förderung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kindern

SAFE ist eine Form der primären Prävention, die durch die Entwicklung von sicherem Bindungsverhalten die psychische Gesundheit von Kindern fördert. Kinder mit einer sicheren emotionalen Bindungsentwicklung zeigen u.a. mehr prosoziales und weniger aggressives Verhalten, haben größere Empathiefähigkeiten, sind kreativer und ausdauernder bei Leistungsanforderungen, zeigen bessere kognitive Fähigkeiten und mehr Bewältigungsmöglichkeiten in schwierigen Situationen als Kinder mit einer unsicheren Bindungsentwicklung

Durch die Teilnahme an SAFE soll es Eltern ermöglicht werden, die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder – insbesondere im Hinblick auf die Bindungsentwicklung – besser wahrzunehmen und durch feinfühliges Interaktionsverhalten diese zu fördern. Das Programm SAFE soll ein fester Bestandteil zur Prävention der „seelischen Gesundheit von Kindern“ werden, das von den Krankenkassen finanziert wird. Zielgruppe sind werdende Eltern, die bereit sind, sich für die emotionale Entwicklung ihrer Kinder zu engagieren.

Hebammen, Frauenärzte, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Psychotherapeuten und Kinderärzte werden zu Multiplikatoren ausgebildet, sobald sich SAFE im Rahmen eines Pilotprojektes als erfolgreich erwiesen hat. Die Durchführung des Pilotprojektes erfolgt bereits mit Einbeziehung von Hebammen und Stillberaterinnen.

SAFE – Pränatal
SAFE wird in Elterngruppen durchgeführt, die an vier Sonntagen vor der Geburt für Eltern angeboten werden, die in einer vergleichbaren Schwangerschaftswoche sind. Vorgesehen sind Elterngruppen in der 20., 24., 28. und 32. Schwangerschaftswoche. Inhalte der pränatalen Module sind: Hoffnungen und Ängste der Eltern, Pränatale Bindung, Kompetenzen des Säuglings, Kompetenzen der Eltern, Eltern-Säuglings-Interaktion (mit Videodemonstration), Bindungsentwicklung des Säuglings, Vermeidung der Weitergabe von traumatischen Erfahrungen, Prävention durch Psychotherapie.

SAFE – Postnatal
Nach der Entbindung wird SAFE durch Elterngruppen an sechs Sonntagen im ersten, zweiten, dritten, sechsten, neunten und zwölften Monat nach der Geburt des Kindes fortgeführt. Inhalt der postnatalen Module sind: Informationen über die emotionale Entwicklung des Säuglings, Einbeziehung der elterlichen Erfahrungen, Video-Feedback-Training anhand individueller Videoaufnahmen. Beratung zur Bewältigung von interaktionellen Schwierigkeiten mit dem Säugling (Schlafen, Essen, Schreien), Information und Anleitung zur Entwicklung des Bindungs- und Explorationsverhaltens des Säuglings.

SAFE – Hotline
Während des gesamten Projektes können die Eltern am Telefon oder auch in der Kinderpsychosomatischen Ambulanz eine individuelle Beratung erhalten. Die telefonische Hotline ist eine „sichere Basis“ für die Eltern, damit diese auch in akuten Schwierigkeiten zwischen den Modulen Information, Beratung und Unterstützung erhalten und somit in ihrer Entwicklung von elterlichen Kompetenzen sicherer werden können. Dabei ist es wichtig, dass der/die Berater(in) die Eltern aus den Elterngruppen kennen.

SAFE – Fokale Psychotherapie
Eltern, die ungelöste Trennungs- und Verlusterfahrungen sowie traumatische Erfahrungen erinnern, die sie in der Beziehungsentwicklung mit ihrem Kind beeinträchtigen, erhalten eine individuelle traumazentrierte Psychotherapie in der Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie.

In München starten regelmäßig neue SAFE-Kurse; in zahlreichen weiteren Städten sind SAFE Kurse im Aufbau oder werden bereits angeboten. Die Teilnahmegebühren variieren je nach Einkommen, Veranstalter und Sponsoring zwischen null und 300 Euro (Ermäßigungen auf Anfrage). Bewerben können sich werdende Mütter bis zum sechsten Schwangerschaftsmonat und deren Partner.

Projektleiter und Ansprechpartner ist OA Priv. Doz. Dr. med. habil. Karl-Heinz Brisch, Leiter der Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München.

http://hauner.klinikum.uni-muenchen.de/dt_psy.htm

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