fK 3/05 Editorial

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Mehr als 150.000 Kinder und Jugendliche sind jährlich in Deutschland von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Zählt man die Kinder nicht verheirateter Eltern hinzu, deren Beziehung auseinander geht, so erlebt etwa jedes vierte bis dritte Kind im Laufe seines Kinderlebens eine Trennung oder Scheidung der Eltern. In manchen Regionen und in den meisten großen Städten liegt diese Zahl noch darüber.

Für die Eltern ist es nach dem Scheitern der Paarbeziehung eine große Herausforderung, die Umgangsregelung an den Bedürfnissen des Kindes auszurichten. Versagensgefühle, Schuldgefühle und Vorstellungen über die vermeintlich negativen Auswirkungen der Scheidung können sie daran hindern, die Bedürfnisse ihres Kindes wahrzunehmen und zu verstehen. Außerdem fällt es ihnen oft nicht leicht, mit dem anderen Elternteil zu kommunizieren.

Um Eltern dabei zu unterstützen, den Umgang am Wohl des Kindes zu orientieren, hat die Deutsche Liga für das Kind zusammen mit dem Deutschen Kinderschutzbund und dem Verband alleinerziehender Mütter und Väter im Auftrag des Bundesfamilienministeriums einen Wegweiser für den Umgang herausgegeben. Ausschnitte des Wegweisers finden Sie in diesem Heft.

Die wichtigste Botschaft darin ist, dass auch Scheidungskinder glücklich sein können und in den allermeisten Fällen zu zufriedenen und leistungsfähigen Erwachsenen heranwachsen. Sicher ist auch, dass Kinder mehr darunter leiden, wenn ihre Eltern zusammen bleiben und Streit und Aggression den Alltag beherrschen. Auch für ein Kind kann die Trennung der Eltern die bessere Alternative sein. Und genauso wie Erwachsene können Kinder an den Herausforderungen wachsen.

Mit dem Beitritt von zehn Staaten zur Europäischen Union im vergangenen Jahr rücken auch die Kinder in Europa enger zusammen. Die Lebenssituation der Kinder beispielsweise in Deutschland und Polen kann nicht ohne Einfluss bleiben auf die Politik, aber auch auf die Arbeit der mit Kindern tätigen Fachkräfte in beiden Ländern.

Unter dem Thema Kinder im erweiterten Europa findet am 28./29. Oktober 2005 in Frankfurt (Oder) die Jahrestagung der Liga statt. Zu den Referent(inn)en zählen neben anderen die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina und Beauftragte der Bundesregierung für die deutsch-polnischen Beziehungen, Prof. Gesine Schwan, die UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen, der Kinderrechtsbeauftragte des Polnischen Parlaments, Pawel Jaros, und das Mitglied im UN-Komitee für die Rechte des Kindes, Prof. Lothar Krappmann.

Wir laden Sie herzlich dazu ein!

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. Franz Resch, Präsident der Deutschen Liga für das Kind
Dr. Jörg Maywald, Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind

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