fK 2/07 Rohrmann

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Neue Chancen für geschlechterbewusste Pädagogik

von Tim Rohrmann

„Das ist doch ein alter Hut, wir machen das schon lange“, meinen manche Kolleg(inn)en auf die Frage nach geschlechterbewusster Pädagogik in ihrer Einrichtung. Andere wiederum sagen: „Dafür haben wir keine Zeit. Worum sollen wir uns denn noch alles kümmern?“ Oder: „Im Kindergarten spielt das noch keine Rolle. Wir wollen die Kinder so früh noch nicht trennen“. Schließlich: „Brauchen wir das überhaupt – sind nicht Frauen und Männer heute gleichberechtigt?“ Was haben diese Antworten gemeinsam? Sie haben nicht im Blick, dass Fragen nach der Bedeutung von Geschlechtsunterschieden ein zentrales Thema für Kinder im Kindergartenalter sind – und dass es Spaß macht, gemeinsam mit Kindern vielfältige Antworten auf solche Fragen zu finden.

Kinder sind Jungen und Mädchen, und pädagogische Fachkräfte sind Frauen und – weit seltener – Männer. Jungen und Mädchen beschäftigt, was es mit den Geschlechterunterschieden auf sich hat. Geschlechtstypisches Verhalten insbesondere der älteren Kinder ist im Kindergarten häufig zu beobachten und prägt den Alltag entscheidend mit. Schon vor dreißig Jahren wurde dies gelegentlich reflektiert – meist mit dem Ziel, diesen Unterschieden entgegenzuwirken. Allerdings blieb es lange Zeit bei vereinzelten Bemühungen. In letzter Zeit haben mehrere Entwicklungen dazu geführt, dass das Thema in Kindertageseinrichtungen vermehrt aufgegriffen wird.

Jungen als Verlierer?: Seit einigen Jahren gibt es immer wieder teils dramatisierende Veröffentlichungen zu den Problemen von Jungen. Insbesondere Daten zum im Durchschnitt niedrigeren Schulerfolg von Jungen haben zur Folge gehabt, dass es nicht mehr in erster Linie um die Förderung benachteiligter Mädchen geht, wenn geschlechtsbezogene Fragen diskutiert werden. Die Ursachen der Probleme von Jungen werden nicht zuletzt in den Bildungsinstitutionen der Kindheit vermutet, in denen sie es vor allem mit Frauen zu tun haben. Vor diesem Hintergrund wird unter anderem die Forderung nach einem höheren Männeranteil in Kitas und Grundschulen zunehmend populär.

In diesem Zuge beginnen sich auch Menschen für das Thema zu interessieren, die bislang mit Geschlechterfragen „nichts am Hut hatten“ und feministischen Ansätzen kritisch bis skeptisch gegenüber standen. Entsprechende Diskussionen treiben bisweilen seltsame Blüten. So scheinen manchmal Jungen nur noch als Problemgruppe gesehen zu werden, oder feministischen Frauen und Fachkräften aus der Jungenarbeit wird vorgeworfen, die Identität von Jungen „zerstören“ zu wollen. Von solchen Auswüchsen einmal abgesehen: Das gestiegene Interesse an der Situation von Jungen ist eine Chance für einen neuen Blick auf beide Geschlechter.

Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen: Die Diskussion über den Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen hat zu einer Professionalisierung und gesellschaftlichen Aufwertung des Elementarbereichs geführt. Wenn Bildung im Vordergrund der Weiterentwicklung pädagogischer Arbeit von Kitas steht, wirft das auch ein anderes Licht auf geschlechtstypische Neigungen sowohl von Fachkräften als auch von Kindern. Erzieher(innen) befassen sich mehr als bisher mit „männlichen“ Bereichen wie Mathematik und Naturwissenschaften. Jungen wie Mädchen können sich nicht nur auf geschlechtstypische Interessensbereiche beschränken, sondern ihnen muss auch die Auseinandersetzung mit Bildungsthemen zugemutet werden, die sie von sich aus eher vermeiden.

Leider berücksichtigen die Bildungs- und Orientierungspläne der Bundesländer die Geschlechterthematik nur am Rande. Selbst wenn geschlechtergerechte bzw. geschlechterbewusste Pädagogik dort als Auftrag formuliert wird, wird dies für die einzelnen Bildungsbereiche nicht oder kaum konkretisiert. So bleibt dies den Erzieher(inne)n überlassen, die dafür allerdings weder Zeit haben noch dafür ausgebildet sind. Dessen ungeachtet ist die Frage nach Bildungschancen ein wichtiger Zugang für einen neuen Blick auf geschlechtsbezogene Zusammenhänge in Kindertageseinrichtungen.

Gender Mainstreaming: In vielen Institutionen und Verbänden wird seit einigen Jahren die Strategie des Gender Mainstreaming eingeführt. Der sperrige Begriff bedeutet, dass geschlechterbezogene Fragen und das Ziel gleicher Chancen für Frauen und Männer nicht mehr als Spezialthema betrachtet, sondern in der ganzen Breite des Alltagshandelns berücksichtigt werden sollen. Er beinhaltet auch, dass Gleichberechtigung ein gemeinsames Projekt von Frauen und Männern ist und daher auch die Situation von Männern und Jungen in den Blick genommen werden muss.

Seit 1996 ist Gender Mainstreaming als politische Vorgabe durch Verträge in allen Staaten der Europäischen Union verbindlich. Auch in der Kinder- und Jugendhilfe sollen die besonderen Lebenslagen von Mädchen und Jungen überall berücksichtigt und Angebote und Einrichtungen geschlechtergerecht ausgerichtet werden. Was Gender Mainstreaming in der Praxis der pädagogischen Arbeit konkret bedeuten kann, ist bislang nicht festgelegt. Nur vereinzelt gibt es Projekte, in denen dies konkret umgesetzt wird. Für die pädagogische Praxis kann Gender Mainstreaming eine Chance sein, weil Projekte nicht mehr nur auf das Engagement Einzelner angewiesen sind, sondern durch den formalen Rahmen auch offiziell begründet und abgesichert werden können.

Geschlechterbezogene Jungen- und Mädchenarbeit: Ausgehend von der Jugendarbeit wurde im letzten Jahrzehnt geschlechterbewusste Mädchen- und zunehmend auch Jungenarbeit in allen Feldern der pädagogischen und psychosozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen etabliert. In diesem Zuge wurden und werden immer wieder auch im Bereich Kindertagesstätten Fortbildungen und Projekte entwickelt und durchgeführt. Ein gewisses Risiko besteht dabei darin, dass Arbeitsansätze aus der Arbeit mit Jugendlichen unreflektiert auf die Arbeit mit jüngeren Kindern übertragen werden. So entspricht die in der Jugendarbeit vorherrschende Betonung geschlechtshomogener Gruppenarbeit weder den Entwicklungsbedürfnissen von kleinen Kindern noch den Rahmenbedingungen von Kindergärten. Insgesamt stellen die vielfältigen Entwicklungen der Mädchen- und Jungenarbeit inzwischen aber einen reichen Erfahrungsschatz bereit, der auch für die pädagogische Arbeit in Kitas nutzbar gemacht werden kann.

Geschlechterbewusste Pädagogik ist kein Spezialthema
Für die alltägliche Praxis in der Kita ist entscheidend, geschlechterbewusste Pädagogik nicht als Zusatzprogramm zu verstehen, sondern als Querschnittsaufgabe, die in allen Bildungsbereichen von Kindertageseinrichtungen von Bedeutung ist. Ausgangspunkt für die Reflexion des Bildungsangebotes können Fragen wie die folgenden sein:
– In welchen Spielbereichen spielen Jungen, in welchen Mädchen?
– Welche Angebote und Themen werden vor allem von Mädchen aufgegriffen, welche von Jungen?
– In welchen Bereichen haben eher Jungen Defizite, in welchen eher Mädchen?
– Wie berücksichtigt das pädagogische Angebot typisch „weibliche“ und typisch „männliche“ Themen?
– Wo kommt es viel zu Konflikten innerhalb einer Geschlechtsgruppe oder zwischen den Geschlechtern?

Aus entsprechenden Beobachtungen können sich konkrete Ansatzpunkte für pädagogisches Handeln ergeben. Möglich ist dies allerdings nur, wenn Erzieher(innen) ausreichend Zeit für Beobachtung haben und die Ergebnisse gemeinsam reflektiert werden. Andernfalls kann Aktionismus die Folge sein, der im Extrem geschlechtsstereotype Muster noch verstärkt. So ist in der Praxis das häufigste Angebot der „Jungenarbeit“ im Kindergarten wohl die Fußballgruppe. Nichts gegen Fußball spielende Jungen – aber das Ziel einer Erweiterung des Verhaltensrepertoires beider Geschlechter wird damit nicht erreicht werden. Umgekehrt kann geschlechterbewusste Pädagogik sich auch nicht darin erschöpfen, Selbstbehauptungskurse für Mädchen und Kochkurse für Jungen anzubieten oder nur auf „Gleichbehandlung“ zu achten. Jungen und Mädchen im Kindergarten- und Grundschulalter wollen gar nicht gleich sein, sie suchen Antworten auf ihre Fragen nach den Geschlechterunterschieden, probieren sich als Mädchen und Jungen aus und wollen oft lieber unter sich sein. Kinder brauchen aber auch Anregungen in Bereichen, die sie wenig kennen oder vermeiden. Kindertageseinrichtungen müssen daher sowohl Raum für geschlechtstypische Themen und Interessen lassen als auch Mädchen und Jungen neue und ungewohnte Erfahrungen zumuten.

Ein kritisches Infragestellen stereotypen Spielverhaltens stößt bei Erzieher(inne)n oft auf Widerstand. So sehen sie in der Regel kein Problem darin, wenn Jungen nur auf dem Bauteppich spielen – nicht zuletzt deshalb, weil sie dann nicht herumrennen und andere Kinder stören. Dass Mädchen dabei zum Teil aktiv vertrieben werden („Hier spielen nur Jungen!“) fällt ihnen nicht auf, da sie selbst kaum einmal auf dem Bauteppich sitzen und solche Interaktionen unter Kindern gar nicht mitbekommen. „Warum soll man Kinder zu etwas zwingen, wozu sie keine Lust haben?“, lautet stattdessen die nicht ganz unberechtigte Frage. „Gleichmacherei“ oder gar das Aufzwingen gegenstereotypen Verhaltens („Jungen sollen mit Puppen, Mädchen mit Autos spielen“) werden als Relikt eines „übertriebenen 1970er-Jahre-Feminismus“ abgelehnt. Der Bezug auf den Bildungsauftrag bietet hier einen Ausweg, der auch skeptischen Kolleg(inn)en einleuchtet: Einseitiges Spielverhalten ist nicht nur eine Frage von individuellen Interessen, sondern kann zu Defiziten führen, die sich auf den weiteren Bildungsweg negativ auswirken.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass geschlechterbewusste Pädagogik nicht ohne oder gegen die Eltern zu realisieren ist. Die Verankerung geschlechterbewusster Pädagogik setzt die Beteiligung von und gemeinsame Lernprozesse mit Eltern voraus, weil diese – anders als in der Jugendarbeit – mit ihren Einstellungen und Erwartungen zum Kindergartenalltag dazugehören. Dies kann auf Seiten der Fachkräfte unangenehme Erfahrungen mit den eigenen Eltern wachrufen oder zu Loyalitätskonflikten führen, insbesondere wenn Kinder offener für neue Ideen sind als ihre Eltern. Ein Beispiel: Ein Vater kommt in die Einrichtung und verlangt, dass sein fünfjähriger Sohn nicht mehr im Atelier spielen, sondern mehr Bewegungsangebote erhalten solle. Der Junge malte gern und spielte viel mit Mädchen. Nun war er einmal mit lackierten Fingernägeln nach Hause gekommen. Die Erzieherinnen hatten damit keine Probleme, wohl aber der Vater, der befürchtete, sein Sohn könne durch derartige Aktivitäten „schwul werden“.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, Mütter und Väter gleichermaßen anzusprechen.
– Werden Väter und Mütter gleichermaßen eingeladen und an Funktionen beteiligt – oder werden die Mütter gebeten, Kuchen für Kita-Feste zu backen, während im Elternbeirat Männer die Mehrheit stellen?
– Werden die Bedürfnisse berufstätiger Mütter angemessen berücksichtigt?
– Gibt es gezielte Angebote, mit denen Väter in den Alltag mit Kindern geholt werden, z.B: einen Vater-Kind-Tag, an dem die Mütter frei haben?
Oft stehen hier eingefahrene Gewohnheiten und Strukturen im Wege, zum Beispiel Kita-Arbeitszeiten, die die Beteiligung von Berufstätigen an Elterngesprächen und Aktionen verhindern.

Mehr Männer in den Garten der Frauen! Aber wozu?
Lange Zeit wurden geschlechtsbezogene Fragen als ein „Spezialproblem“ insbesondere von Mädchen und Frauen betrachtet und in der Regel Frauen dafür zuständig gemacht, hier Verbesserungen zu bewirken. In jüngster Zeit sind aber männliche Erzieher zum Thema geworden, und gerade von ihnen werden wichtige Impulse für geschlechterbezogene Fragen erwartet. Bislang sind männliche Pädagogen nur selten in Kitas zu finden; der Männeranteil am pädagogischen Personal beträgt nur wenige Prozent. Einzelne Träger von Kitas haben aber inzwischen einen Anteil männlicher Pädagogen von 20 Prozent und mehr erreicht – ein Ziel, das das Netzwerk der Europäischen Kommission für Kinderbetreuung bereits vor über zehn Jahren aufgestellt hatte.

Der Ruf nach mehr Männern im Kindergarten führt allerdings auch zu Kontroversen. Nicht zu Unrecht wird befürchtet, dass durch die Beschäftigung von Männern geschlechtsstereotype Muster und Hierarchien verstärkt werden können. So wird kritisiert, dass Männer trotz mangelnder Qualifikation bevorzugt werden oder den Frauen Leitungsstellen wegnehmen könnten. Im pädagogischen Alltag können durch die Beschäftigung von Männern traditionelle Geschlechtszuordnungen bestätigt werden: Männer und Jungen werken, Frauen und Mädchen basteln; der Mann organisiert das Fußballturnier, die Frau kümmert sich um Essen und Getränke usw. So berichtete eine Erzieherin stolz: „Wir haben extra einen Mann für die Werkbank eingestellt“, ohne zu bemerken, wie sehr eine solche Aussage sowohl Männer als auch Frauen auf geschlechtstypische Tätigkeiten festlegt.

Entscheidend ist daher nicht das Geschlecht allein, sondern ein bewusster Umgang der männlichen und weiblichen Fachkräfte mit geschlechtstypischen Verhaltensweisen und Haltungen. Daher müssen die Ziele einer Einbeziehung und Beteiligung von Männern genauer geklärt werden. Gemeinsame Erziehung von kleinen Kindern durch Frauen und Männer ist historisch ein neues Projekt. Sie ist eine Chance, aber auch eine große Herausforderung für alle Beteiligten, die ohne gute Praxisbegleitung oder Supervision manchmal misslingen kann.

Geschlechterbewusste Pädagogik als Forschungsreise
Geschlechtsbewusste Erziehung und Bildung lässt sich nicht als Programm verwirklichen. Sie ist eine Forschungsreise sowohl in die eigene Lebensgeschichte als auch zu unbekannten Ufern eines neuen Miteinanders der Geschlechter.

Ausgangspunkt für geschlechterbewusste Pädagogik ist immer die eigene Person der Erziehenden, weil diese ihr wichtigstes „Handwerkszeug“ ist. Individuelle Kompetenzen im Umgang mit geschlechterbezogenen Fragen sind dabei entscheidend durch eigene Lebenserfahrungen bestimmt. Am Anfang steht daher die Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang zwischen weiblicher Sozialisation und der Entscheidung für den „Frauenberuf“ Erzieherin. Zwar haben Erzieher(innen) durchaus ein professionelles Selbstverständnis ihres Berufs, aber weiblich geprägte kulturelle Muster erschweren Frauen den Prozess der Professionalisierung. Dazu gehören die Vorstellung einer „natürlichen, intuitiven Mütterlichkeit“ als wesentliches Element des Erziehungshandelns, die Überbetonung von Einfühlung und Harmonie und die Vermeidung von Konflikten und offener Auseinandersetzung. Diese Probleme betreffen im Übrigen auch Männer, die vor der Herausforderung stehen, ihren Platz als Mann in der Arbeit mit kleinen Kindern zu finden. Um sich selbst, Jungen und Mädchen besser begreifen zu können, ist es nötig, sich mit Fragen der geschlechterbezogenen Entwicklung und der gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse zu befassen. Dabei müssen neuere Ergebnisse der Geschlechterforschung berücksichtigt werden. Diese betont, dass es „das“ Mädchen und „den“ Jungen nicht gibt und dass bei der Einschätzung geschlechtertypischen Verhaltens die individuellen Lebenslagen von Kindern (und Erwachsenen) berücksichtigt werden müssen. Besonders in Bezug auf Jungen besteht bei vielen Pädagoginnen großer Informationsbedarf, weil sie den Eindruck haben, als Frauen Jungen schlechter zu verstehen. Die Unkenntnis von Männern in Bezug auf die Entwicklung von Mädchen ist allerdings oft noch größer – und das Interesse geringer. Das Erkennen geschlechtertypischer Handlungs- und Bewältigungsstrategien ist Voraussetzung dafür, konstruktiv mit Konflikten umzugehen, möglichen Einschränkungen im Selbstbild und in den Interaktionen von Kindern entgegenzuwirken und die Handlungsspielräume beider Geschlechter zu erweitern.

Für die Professionalisierung der alltäglichen Arbeit braucht es zunächst einmal Zeit für Beobachtung und Reflexion. Dies schließt die Analyse von Situationen mit der „Geschlechterbrille“ ein. Geschlechterbewusste Pädagogik bedeutet, im Alltag im Blick zu behalten, dass Befindlichkeiten von Mädchen und Jungen etwas mit ihrem Geschlecht zu tun haben können. Wichtiger als spezifische Angebote sind daher geschlechterbewusste Beobachtungs- und Reflexionsmöglichkeiten.

Ziele, Begründungen und Ansätze zur Umsetzung geschlechterbewusster Pädagogik sollten in Leitlinien von Trägern und Einrichtungskonzeptionen verankert werden. Dies stellt einen Rahmen für Veränderungsprozesse bereit. Wer sich länger mit geschlechterbewusster Pädagogik befasst, stellt dabei fest, dass entscheidende Ansatzpunkte für Veränderungen oft struktureller Natur sind: zum Beispiel Experimente mit Öffnung, Bewegung oder einer Lernwerkstatt, die Auseinandersetzung mit Konfliktlernen und Aggression oder neue Wege der Eltern- und Väterarbeit.

All zu oft werden Konzepte und Angebote allerdings für Kinder geplant und nicht mit ihnen. Stattdessen sollte geschlechterbewusste Pädagogik von den Sichtweisen der Kinder ausgehen. Einer der besten Zugänge zum Thema ist daher, mit Mädchen und Jungen selbst ins Gespräch zu kommen. Vielleicht wird man dabei von Sätzen wie den folgenden überrascht: „Ja, und das beste ist, die Jungs finden die Jungs besser und die Mädchen finden Mädchen besser, das ist ja der Unterschied!“ Erzieher(innen) werden damit zu Forscher(inne)n, die gemeinsam mit Jungen und Mädchen Geschlechterwelten erkunden. Im Vordergrund stehen dabei Neugier und Spaß am Entdecken neuer Orientierungen für beide Geschlechter.

Die Literaturangaben sind über die Geschäftsstelle erhältlich.

Tim Rohrmann ist Diplom-Psychologe mit den Arbeitsschwerpunkten Entwicklungspsychologie, geschlechterbewusste Pädagogik und Bildung sowie Leiter von „Wechselspiel – Institut für Pädagogik & Psychologie“ in Denkte bei Braunschweig (www.wechselspiel-online.de ).

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