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Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Buchrezensionen

Kinder „in Sprache baden“ lassen

Die Fähigkeit zu sprechen ist bei Kindern genetisch angelegt. Damit dieses Potential aber zur Entfaltung kommen kann, bedarf es des anregenden Dialogs. Kinder sollten „in Sprache baden“ können, lautet die Botschaft an Eltern, die zu einer gesunden Sprachentwicklung ihres Kindes beitragen wollen.

Klang und Rhythmus bleiben haften, Wörter werden gelernt, Grammatik setzt sich fest, sofern Sprache immer wieder gehört wird. Sprechen entsteht durch Sprechen, das ist die Quintessenz des Familienratgebers mit dem Titel „Sprich mit mir!“, der von der Initiative „Mehr Zeit für Kinder e.V.“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Berufsverband für Logopädie, dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und der BARMER Ersatzkasse in zweiter, neu bearbeiteter Auflage herausgegeben wurde.

In leicht verständlicher Form erfahren Eltern darin Grundlagen der normalen Sprachentwicklung und Kommunikation und erhalten Tipps zur Spracherziehung sowie für den Umgang mit Büchern und audiovisuellen Medien.

Ein echter Familienratgeber wird das Buch dadurch, dass es auch die Kinder anspricht. Jungen und Mädchen etwa im Grundschulalter finden in dem Buch Reime und Sprachspiele für zuhause und unterwegs, mit einem, zwei oder vielen Kindern. Bleibt zu wünschen, dass dieses Buch auch von Eltern und Kindern gelesen wird, deren gewohnte Bewegung der Griff zur Fernbedienung oder Spielkonsole ist …

Dr. Jörg Maywald

Mehr Zeit für Kinder e.V. (Hg.)
Sprich mit mir!
Tipps, Ideen, Informationen und viele Spiele
zur Förderung der Sprachentwicklung
Frankfurt/Main 2004, 125 Seiten
11,80 €

Sorge, Angst und Trauer einen Namen geben

Manche Kinder sprechen nicht und zeigen kein Interesse für altersgemäße Spiele. Wie können wir herausfinden, woran das liegt? Und wie können wir ihnen helfen?

Barbara Zollinger, Logopädin und Psycholinguistin, gibt auf diese Fragen eine unmissverständliche Antwort: „Wir müssen alles, was die kleine Person tut, ernst nehmen.“ Dies ist die Botschaft ihres neu erschienenen Buches mit dem Titel „Kindersprachen. Kinderspiele“. Es richtet sich an Fachleute sowie interessierte Eltern und bietet einen praxisnahen Einblick in ihren langjährigen Erfahrungsschatz aus der Therapie mit kleinen Kindern.

Die Behandlung verschiedener Aspekte ihrer Arbeit, wie z.B. die verschiedenen Formen von Sprachstörungen, methodische Vorgehensweisen, theoretische Überlegungen zur kindlichen Entwicklung, die Auswahl von Spielzeug für die Praxis, die Analyse von Kinderspielen und die zahlreichen Fallbeispiele machen deutlich: Jedes Kind hat seine eigene Geschichte und einen ganz spezifischen Grund, sich dem Austausch zwischen Ich und Du mittels Sprache zu entziehen. Die Aufgabe der Therapie ist es, sich auf eine Beziehung einzulassen, die Gefühle des Kindes zu verstehen und diese zu benennen. Denn nur, wenn die Dinge und Ereignisse einen Namen haben, kann das Kind ihnen einen Platz in seinem Leben geben und lernen, damit umzugehen.

Die in dem Buch behandelten Themen wie Behinderung, Gehörlosigkeit, Mangel an verlässlichen Beziehungen in der frühen Kindheit, elterliche Erfahrungen mit kultureller Entwurzelung und Kriegssituationen, sexuelle Übergriffe, zeigen, dass dieser Prozess des Benennens häufig ein sehr schmerzhafter ist, in dem Sorge, Angst und Trauer zum Ausdruck kommen. Ihn in Gang zu bringen, ist unerlässlich dafür, dass das Kind seine Sprache findet und eine Vorstellung von sich selbst als eigenständiger Person entwickelt.

Marita Salewski

Barbara Zollinger
Kindersprachen. Kinderspiele
Erkenntnisse aus der Therapie mit kleinen Kindern
Bern 2004, 180 Seiten
22,- €, 36,- SFr

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