12 Aug fK 4/03 Leserbriefe
Leserbriefe
Die Not weinender Babys und überforderter Eltern
Die große Not vieler exzessiv weinender Babys und ihrer Eltern vor Augen, beunruhigt mich der „Ratschlag“ von Herrn Dr. Erler (frühe Kindheit 2/03) zur Vorbeugung des Schütteltraumas. Ich melde mich hier auch deshalb zu Wort, weil ich seit viereinhalb Jahren einigen auf solche Weise belasteten Familien helfen konnte – anders als in dem Vorschlag empfohlen. Wirksame Hilfe muss, wenn sie Gewalt an den Babys tatsächlich verhindern will, umfangreicher und vieldimensionaler sein als das Vermitteln von Wissen und das „Trainieren“ von Verhaltensweisen. Dafür müssen Helfende die körperliche und seelische Not auch der Eltern ernst nehmen, verstehen und sie über die Mobilisierung von deren eigenen Ressourcen befähigen, den Schmerz ihrer Kinder zu verstehen und zu begleiten.
„Der wichtigste Aspekt beim Schütteltrauma im Säuglingsalter ist die Aufklärung über die besondere Gefährlichkeit dieser nur vermeintlich harmlosen Schädigungsform“, schreibt Erler, offenbar überzeugt davon, dass auch in Stresssituationen unser und der jungen Eltern Handeln über rationales Wissen allein zu steuern ist. Richtend statt einfühlend spricht er von „mangelnder Impulskontrolle“ und gar von „Tätern“.
Ich freue mich über jeden Ort, an dem es gelingt, solche Themen bereits mit jungen Erwachsenen vor ihrer Elternschaft zu behandeln und dies nicht nur auf der Informationsebene. Vorbereitung auf Elternschaft muss in unserer kranken Zivilisation dringend eingeübt werden. Dafür gibt es in fremden Kulturen wunderbare Vorbilder. Für die aktuellen Nöte der bereits geborenen Kinder und ihrer Eltern brauchen wir jedoch darüber hinaus dringend und flächendeckend weiter gehende Hilfsangebote. Denn in der akuten Situation vieler unverstandener, ständig unruhiger, verspannter, weinender Babys und entnervter, überforderter, ebenfalls unverstandener und gesellschaftlich allein gelassener Eltern reichen Informationen und Verhaltenstrainings nicht aus.
Wir brauchen genug therapeutisch gut ausgebildete, unter anderem auch mit der je eigenen frühkindlichen Traumageschichte vertraute Menschen, die als leibhaftige Begleitung den betroffenen Familien mit ihrer ganzen Person – nicht nur über Broschüren oder andere Texte – zur Seite stehen.
Ich vermisse deshalb in dem Beitrag vor allem empfehlende Hinweise auf die inzwischen vorhandenen Angebote von Unterstützung junger Familien in den so genannten Schrei-babysprechstunden. Und ich vermisse Hinweise auf die inzwischen umfangreiche Literatur zu den Gründen des offenbar zunehmenden Weinens von Babys, auf Literatur für Eltern und Fachleute.
Die Zeitschrift frühe Kindheit setzt sich seit vielen Jahren engagiert für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der „Kleinen“ ein. Im Einsatz für wirksame und frühe Verhinderung von Gewalt, in welchem ich mich persönlich mit ihr verbunden fühle, erhoffe ich mir deshalb, dass sich hier ein Gespräch zwischen Vertreter(inne)n möglichst vieler praktizierter Ansätze von Hilfen für junge Familien mit Babys in emotionaler Not entwickeln wird.
Ruth Priese, Berlin
Rauchmelder retten Leben
Als Reaktion auf den Artikel „Rauchmelder retten Leben“ (frühe Kindheit 2/03) hat der jugendpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Hans-Ulrich Pfaffmann, am 13.5.2003 unter dem Titel „Sicherheit für Kinder beim Wohnungsbrand erhöhen“ folgenden Antrag in den Bayerischen Landtag eingebracht:
Der Landtag wolle beschließen:
- Die Staatsregierung wird beauftragt zu prüfen, ob eine „Rauchmelderpflicht“ für alle Wohnungen erlassen werden kann.
- Die Schulen und alle im Jugendbereich tätigen Institutionen werden aufgefordert, den vorbeugenden Brandschutz sowie das Verhalten im Brandfalle zum Thema zu machen.
- Dabei wird ähnlich des Erste Hilfe Kurses ein Brandschutzkurs in Zusammenarbeit mit den Feuerwehren in Bayern eingeführt.
Begründung: Dass Kinder im Auto angeschnallt werden müssen, Schwimmunterricht haben und in Erste Hilfe geschult werden, ist mittlerweile selbstverständlich. Nicht dagegen die Schulung im Brandschutz. Umfragen der deutschen Brandkassen zufolge besteht ein großes Defizit beim Verhalten im Brandfall. Jährlich sterben 200 Kinder bei Wohnungsbränden und 150.000 Kinder werden bei Bränden im eigenen Haushalt zum Teil schwer verletzt. Wirksamen Schutz gegen Brandkatastrophen in Wohnungen bieten die Installation von Brandmeldern und die qualifizierte Brandschutzerziehung.
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