04 Aug fK 4/05 vhs Musikschulen
Kita macht Musik – Singen und Musizieren in Kindertageseinrichtungen
Ein Projekt des Landesverbandes der Volkshochschulen Niedersachsens e.V., des Landesverbandes niedersächsischer Musikschulen e.V. und der Bertelsmann Stiftung
„Kinder brauchen Musik – nicht unbedingt große oder kleinere Werke, nicht Klassik oder Jazz oder Rock – sie brauchen Töne, die klingen und sich rhythmisch bewegen. Sie brauchen es für die Entwicklung ihrer Sinne, für ihr kreatürliches Wohlbefinden, für ihre allmählich wachsende Erfahrung von Raum und Zeit und für die Vorstellung musikalischer Strukturen, die im Bewusstsein verankert werden“ (Wilfried Gruhn).
Mit diesem Ziel wurde das gemeinsame Projekt „Kita macht Musik“ der Landesverbände der Volkshochschulen und Musikschulen in Niedersachsen und der Bertelsmann Stiftung ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt steht dabei die Durchführung berufsbegleitender Fortbildungen für Erzieher(innen). Sie sollen durch die Fortbildung ermutigt werden, Musik selbstbewusst in den Kita-Alltag zu integrieren und so die Kinder mit möglichst vielen Sinnen für Musik zu begeistern.
Die Zusammenarbeit der Landesverbände der Volkshochschulen und der Musikschulen sowie der Bertelsmann Stiftung signalisiert nicht nur die Bedeutung musikalischer Erziehung im Primarbereich, sie ist auch ein Beitrag zur notwendigen Zusammenführung und gemeinsamen Nutzung vielfältiger Kompetenzen und Erfahrungen der Bildungsarbeit in unterschiedlichen Handlungsfeldern. Die drei Projektpartner planen darüber hinaus in Absprache mit den Absolvent(inn)en der Lehrgänge und in Zusammenarbeit mit interessierten Kindertageseinrichtungen weitere Angebote für die musikalische Arbeit.
Hintergründe
Bedarf und Interesse an musikalischer Arbeit in Kindertageseinrichtungen sind hoch – sowohl seitens der Kinder und Eltern als auch der Erzieher(innen). Musik und aktives Musizieren haben nachweislich einen positiven Effekt auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern, auf ihre Konzentrationsfähigkeit und soziale Kompetenz. Dennoch nimmt das Thema Musikerziehung in der Erzieher(innen)ausbildung einen äußerst geringen Raum ein. Grundidee des Projektes ist es, Erzieher(innen) im Umgang mit Musik zu stärken und sie dafür zu begeistern. Denn häufig hemmt die allgegenwärtige mediale Präsenz technisch perfekt dargebotener Musik, sowie das allgemeine Bestreben, Kinder in allen Bereichen schon früh auf hohem Niveau von kompetenten Fachkräften gefördert zu sehen, die Bereitschaft von Eltern und Erzieher(innen), im Alltag selbst musikalisch tätig zu sein. Gerade jedoch die aktive Beschäftigung mit Musik, wie z.B. eigenes Singen und Bewegen zu Musik und das Ausprobieren und Erfahren von Tönen, Klängen und Geräuschen, ermöglicht Kindern den Zugang zu Musik. Im Projekt soll daher das musikalische Selbstbewusstsein der Erzieher(innen) gestärkt werden, um sie zu ermutigen, den Kindern eine Umgebung zu schaffen, in denen sie vielfältigen musikalischen Reizen ausgesetzt sind: Gemeinsames Singen und Tanzen, Bewegungsspiele, Klatsch- und Fingerspiele sowie das Experimentieren mit Klängen und Geräuschen sind Anregungen, die Kinder benötigen, um ein eigenes musikalisches Handlungsrepertoire entwickeln zu können.
Ziele
- Qualifizierung der Erzieher(innen) und Förderung musikalischer Aktivitäten in Kindertageseinrichtungen
- Entwicklung und Erprobung eines flächendeckend funktionierenden Modells zur Verbesserung der Musikerziehung in Kindertageseinrichtungen
- Auf- und Ausbau langfristiger Kooperationen zwischen Kitas, Musikschulen und Volkshochschulen
- Übertragung des Modells in andere Bundesländer
Aufbau
Grundlage des Lehrgangs ist eine Planungshilfe, die mit einem Autorinnenteam erarbeitet wurde. Diese ist so aufgebaut, dass sie den Dozent(inn)en als Grundlage dient, aber genügend Raum zur Einbindung von eigenen Materialien und Ideen läst. Der Lehrgang richtet sich an Personen, die in Kitas mit Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren arbeiten. Dabei sind musikalische Vorkenntnisse der Teilnehmenden nicht notwendig.
Das Konzept mit 120 Unterrichtsstunden beinhaltet die Module „Stimme und Singen“, „Rhythmuserfahrung“, „Musik und Bewegung“ und „Elementares Instrumentalspiel“. Ein besonderes Anliegen ist es, den Teilnehmenden den sicheren und selbstbewussten Umgang mit den eigenen musikalischen Fähigkeiten zu vermitteln, da dies die Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung in die Kita ist. Dazu gibt es im Lehrgang viele praktische Anregungen. Die Teilnehmenden entwickeln dabei u.a. ein eigenes Liedrepertoire, lernen Singspiele und Kindertänze kennen und wissen, wie sie rhythmische Spiele in den Alltag der Kinder einbauen können.
Neben dem praktischen Wissen stehen aber auch lernpsychologisches und musikphysiologisches Wissen z.B. zu den Themen „Musikalisches Lernen im Kindergartenalter“, „Umgang mit der Kinderstimme“ und „Koordinationsfähigkeit von Kindern“ auf dem Programm.
Die Teilnehmenden werden während der einzelnen Bausteine durch Praxisaufgaben aufgefordert, ihr gelerntes Wissen bereits während des Lehrgangs in die Praxis umzusetzen und zu erproben. Der Lehrgang schließt mit einer kleinen schriftlichen Hausarbeit ab, in der die Vorbereitung, Umsetzung und Reflexion eines Liedes, Tanzes oder rhythmischen Spruchs mit der eigenen Kita-Gruppe bearbeitet werden soll. Die erfolgreiche Teilnahme wird mit einem Zertifikat bescheinigt.
Kooperation
„Kita macht Musik“ vereint derzeit 30 Musik- und Volkshochschulen in Niedersachsen. Lehrgangsanbieter sind die Volkshochschulen, den Unterricht erteilen Fachkräfte für Elementare Musikpädagogik der örtlichen Musikschulen, die sich in einer ersten Multiplikatorenschulung im April 2005 intensiv auf ihre Aufgabe vorbereitet haben. Die ersten Lehrgänge sind bereits gestartet, im Herbst werden weitere folgen.
Evaluation
Die Lehrgänge werden sorgfältig evaluiert. Die Evaluation konzentriert sich besonders auf die Wirkung der Fortbildung insbesondere für die Erzieher(innen), aber auch auf die Veränderungen bei den Kindern. In der wissenschaftlichen Bewertung geht es weiterhin um die Form der Zusammenarbeit der Partner vor Ort und um die Frage nach der bundesweiten Übertragung dieses Modells nach Abschluss der Pilotphase im Sommer 2006.
Projektpartner
Landesverband der Volkhochschulen Niedersachsens e.V.
Christel Wolf
Tel. 0511-34841-26
E-Mail: wolf@vhs-nds.de
Landesverband niedersächsischer Musikschulen e.V.
Klaus Bredl
Tel. 0511-15919
E-Mail: bredl@musikschulen-Niedersachsen.de
Bertelsmann Stiftung
Themenfeld Bildung
Dr. Ute Welscher
Tel. 05241-8181395
E-Mail: ute.welscher@bertelsmann.de
Die Teilnehmerinnen sind hochmotiviert und sehr lernfreudig
Fragen an Ulrike Öhler, Dipl.-Pädagogin, Musikpädagogin und Lehrerin für elementare Musikpädagogik und Blockflöte an der Kreismusikschule Osterholz.
frühe Kindheit: Im Rahmen des Projekts „Kita macht Musik“ bilden Sie Erzieher(innen) in elementarer Musikpädagogik aus. Wie wird dieses Angebot angenommen und was sind Ihre ersten Erfahrungen?
Öhler: Das Angebot wird sehr gut angenommen. Der Lehrgang ist mit 16 Teilnehmerinnen (zwischen 25 und 50 Jahren) leicht überbelegt, Anmeldungen für einen Folgelehrgang gehen bereits bei der VHS ein. Die Lehrgangsteilnehmerinnen sind hochmotiviert und sehr lernfreudig. Neuerlerntes wenden sie sofort im Arbeitsalltag an.
frühe Kindheit Profitieren von der Weiterbildung auch Erzieher(innen) ohne musikalische Vorkenntnisse?
Öhler: Die Zugangsvoraussetzungen der einzelnen Teilnehmerinnen sind sehr unterschiedlich. Musikalische Vorkenntnisse (z.B. Noten) sind nicht erforderlich, jedoch Freude am Singen, am Bewegen zu Musik und am Experimentieren mit Klängen.
frühe Kindheit: Inwiefern besteht die Möglichkeit, dass sich die Teilnehmer(innen) nach Ablauf der Weiterbildung über ihre Erfahrungen bei der Umsetzung der erworbenen Kenntnisse austauschen?
Öhler: Nach Lehrgangsabschluß ist Phase II zur Vertiefung und Praxisbegleitung mit circa 15 Unterrichtsstunden geplant. Die kooperierende Musikschule (Kreismusikschule Osterholz) macht ein gezieltes Kursangebot (Liedbegleitung mit Gitarre) für beteiligte Kitas.
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