23 Juli fK 3/07 wellcome
wellcome – Praktische Hilfe für Familien nach der Geburt
Das Baby ist da, die Freude ist riesig – und nichts geht mehr. Junge Mütter werden heute wenige Tage nach der Geburt eines Kindes aus der Klinik entlassen. Zuhause beginnt – trotz aller Freude über das Neugeborene – der ganz normale Wahnsinn einer Wochenbett-Familie: das Baby schreit, niemand kauft ein, das Geschwisterkind ist eifersüchtig und der besorgte Vater bekommt keinen Urlaub.
Genau diese Erfahrung war es, die Rose Volz-Schmidt, Leiterin der Familienbildung im Kirchenkreis Hamburg-Niendorf, auf die Idee brachte, wellcome zu gründen. Zwar war sie vor der Geburt ihrer ersten Tochter durch Kurse der Familienbildung im eigenen Hause bestens auf die Geburt vorbereitet, doch danach fühlte sie sich genau so unsicher, überfordert und erschöpft wie viele Mütter, die keine familiäre oder nachbarschaftliche Hilfe haben. Ihr wurde klar: Familienbildung allein genügt nicht. Familien brauchen auch ganz praktische Unterstützung, wenn die viel beschworene erste Bindung und damit das gesunde Aufwachsen von Kindern gelingen soll.
Seit 2002 arbeitet das erste wellcome-Team in Hamburg. Inzwischen gibt es über 40 wellcome-Teams in Norddeutschland. Auch in Berlin und Dresden, in Sachsen-Anhalt und Hessen ist wellcome angekommen. Die bundesweite Gründung schreitet voran. wellcome wird nach einem standardisierten Verfahren durch Mitarbeiterinnen der wellcome gGmbH Hamburg gegründet und begleitet.
Was ist und was will wellcome?
Wer keine Hilfe in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt eines Kindes hat, bekommt sie von wellcome. Wie ein guter Engel kommt die ehrenamtliche wellcome-Mitarbeiterin der Familie zu Hilfe. Sie wacht über den Schlaf des Babys, während die Mutter ausgiebig duscht. Sie geht mit dem Geschwisterkind zum Spielplatz, begleitet die Zwillingsmutter zum Kinderarzt. Sie kauft ein, bügelt Wäsche, gibt gute Ratschläge, vermittelt Sicherheit und hört zu.
Wir wissen, dass nach einem missglückten Start ins Leben die gesunde Entwicklung eines Kindes schwierig wird. Viele Partnerschaften sind dem „Anfangsstress“ nicht gewachsen und geraten in die Krise, obgleich das Neugeborene die ganze emotionale Fürsorge der Eltern bräuchte. Auch die Problematik so genannter „Schreikinder“ und die Diskussion um vernachlässigte Kinder zeigen, wie wichtig es ist, Eltern – und damit den Kindern – in dieser Ausnahmesituation beizustehen.
wellcome hilft vor allem dann, wenn eine besondere Notlage vorliegt: psychische oder physische Erschöpfung der Mutter, Geschwisterkinder in dichter Altersfolge, bei Mehrlingsgeburten, Alleinerziehenden, neu Zugezogenen. wellcome ist aber kein Ersatz für Fachkräfte wie z.B. Hebammen, Ärzte oder Berater(innen), kein Notruf und keine Agentur für Haushaltshilfen. wellcome-Mitarbeiterinnen helfen so lange, bis der Übergang gelungen ist. Sie unterstützen nicht dauerhaft, sondern leisten Hilfe zur Selbsthilfe.
wellcome ist Teamarbeit
Über 400 Menschen engagieren sich ehrenamtlich für wellcome. Ihre Zahl wächst ständig, denn für Ehrenamtliche ist die Mitarbeit bei wellcome emotional sehr befriedigend. Sie erleben, dass sie unmittelbar helfen können, spüren die Dankbarkeit der Betroffenen. Auch die Rahmenbedingungen sind gut. Die Freiwilligen binden sich zwar intensiv, aber zeitlich begrenzt. Unkosten werden erstattet; durch regelmäßige Treffen und die Beratung der Team-Koordinatorin werden die Mitarbeiterinnen supervisorisch begleitet. Die Mitarbeit der Ehrenamtlichen ermöglicht es, für die geleistete Hilfe nur eine geringe Gebühr zu berechnen, die bei Bedarf erlassen oder ermäßigt werden kann.
Die sensible Wochenbettsituation erfordert trotzdem ein professionelles Vorgehen. Deshalb gibt es als wellcome-Teamleitung eine bezahlte, fachlich kompetente Koordinatorin, die einerseits die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen auf ihre Aufgabe vorbereiten und andererseits beim Erstkontakt mit den Familien den Einsatz vorbereiten. Fünf Wochenstunden stehen dafür zur Verfügung. Im ersten Gespräch zwischen Familie und Koordinatorin wird deutlich, ob die Familie mehr oder anderes als wellcome braucht. Dann vermittelt die Team-Koordinatorin entsprechende fachliche Hilfe.
Für die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen sorgt die Leitung der Träger-Einrichtung (Beratungsstellen, Eltern-Kind-Einrichtungen u.ä.), in die das wellcome-Team eingebunden ist. Sie stellt institutionelle Ressourcen (Büro, Räume, Netzwerke etc.) zur Verfügung, so dass eine effiziente Arbeit möglich ist.
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