Jahrestagung 2023

Jedes Jahr veranstaltet die Liga eine öffentliche Jahrestagung, auf der ein Kinder betreffendes Thema in wissenschaftlicher, praktischer und politischer Perspektive behandelt wird. Zur Teilnahme sind Fachkräfte, Studierende und Auszubildende sowie alle am Thema Interessierten herzlich eingeladen.

Jahrestagung 2023 der Deutschen Liga für das Kind

Dieses Projekt wurde kofinanziert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Sichere Orte für Kinder!

am 13./14.10.2023 in Berlin

Zukunft gerecht verteilen: Kinder bestimmen mit!

 

Schirmherrin: Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

 

Kinder haben sowohl den Anspruch auf ein gutes Aufwachsen heute als auch auf eine lebenswerte Zukunft. Die UN-Kinderrechtskonvention legt fest, dass das Wohl von Kindern bei allen Maßnahmen, die sie betreffen, vorrangig berücksichtigt werden muss. Kinder haben das Recht, ihre Meinung bei allen sie berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und ihre Meinung ist angemessen und altersentsprechend zu berücksichtigen. Kein Kind darf diskriminiert werden.

Angesichts des demografischen Wandels und der sich häufenden Krisen stellt sich die Frage, wie und durch wen Zukunft gerecht verteilt wird: Inwieweit werden die Interessen von Kindern, die die Folgen heutiger Krisen und politischer Weichenstellungen noch lange zu tragen haben, berücksichtigt? Wie sieht eine gerechte Verteilung von künftigen Chancen, Ressourcen, Risiken und Lasten überhaupt aus? Was sind Voraussetzungen dafür, dass Kinder jetzt schon wirksam über Entscheidungen mitbestimmen können, deren Konsequenzen sie künftig verantworten werden?

Auf der Tagung wird erörtert, wie Zukunft gerecht gestaltet werden kann und wie Kinder darüber mitbestimmen können. Die interdisziplinäre Tagung richtet sich an Verantwortliche in Politik, Justiz und Verwaltung, an alle mit Kindern und Familien tätigen Fachkräfte, an Studierende, Auszubildende und alle am Thema Interessierte.

Schirmfrau der Jahrestagung ist Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

 

Themen:

  • Gesundheitsökonomie
  • Umwelt- und Klimaschutz, Umgang mit nachwachsenden Ressourcen und globale Gerechtigkeit 
  • Wahlrecht und strukturelle Beteiligung im Angesicht des demografischen Wandels
  • Bildungsgerechtigkeit und zukunftsfähige Bildung
  • Wirtschaft, Staatsschulden, Pro-Kopf-Verschuldung, Ressourcenverteilung

Programm:

Freitag, 13.10.2023

12.30 bis 18:00 Uhr – Vorträge

18.30 bis 19.30 Uhr –  Kulturprogramm

Samstag, 14.10.2023

9.00 bis 13.30 Uhr – Vorträge
12.45 bis 13.30 Uhr – Podiumsdiskussion
14.00 bis 15.30 Uhr – Mitgliederversammlung

 

Tagungsprogramm (PDF)

Tagungsbeitrag:

Normal-Preis: 100,- €
Ermäßigter Preis: 60,- € (Mitglieder und Studierende / Auszubildende)

Abendveranstaltung:

Datum / Ort:

Freitag, 13.10.2023
Samstag, 14.10.2023

 

Palisa.de
Palisadenstr. 48
10243 Berlin

Impressionen der Jahrestagung 2023:

Fotos: Ludwig Schubert

Referent:innen und Vorträge:

Freitag, 13. Oktober 2023, 14.00 Uhr 

Warum Kinder einen Anspruch auf das Wahlrecht haben

Prof. Dr. Benjamin Kiesewetter
(Professor für Praktische Philosophie an der Universität Bielefeld)

Kindern wird in Deutschland – wie in anderen Ländern mit demokratischer Grundordnung auch – das Recht vorenthalten, an den politischen Wahlen teilzunehmen. In diesem Vortrag argumentiere ich, dass dieser Ausschluss einer Gruppe von Bürgern von demokratischen Grundrechten ungerechtfertigt ist. Nach einer kurzen Diskussion von politischen und rechtlichen Erwägungen, die für ein Kinderwahlrecht sprechen, verteidige ich ein menschenrechtliches Argument für die Abschaffung der Altersgrenze beim Wahlrecht. Zuletzt diskutiere ich die Frage, wie ein Wahlrecht ohne Altersgrenze praktisch umgesetzt werden kann und ob eine stellvertretende Ausübung des Wahlrechts durch Fürsorgeberechtigte dabei eine Rolle spielen sollte.

Freitag, 13. Oktober 2023, 15.30 Uhr 

Kindergrundsicherung, Mindestlohn und die marktliberale Illusion der Leistungsgesellschaft 

Prof. Dr. Tom Krebs
(Professor für VWL, Makroökonomik und Wirtschaftspolitik an der Universität Mannheim)

Die marktliberale Erzählung basiert auf der Idee einer Leistungsgesellschaft, in der Anstrengung sich lohnt und jedes Kind eine faire Chance auf gesellschaftlichen Erfolg hat. Die marktliberale Leistungsgesellschaft ist eine empirisch widerlegte Illusion, die in der gesellschaftlichen Realität die Chancengleichheit für alle Kinder verhindert. Die aktuelle politische Debatte zur Kindergrundsicherung und zum Mindestlohn verdeutlicht diesen Punkt: Empirisch widerlegte, marktliberale Argumente werden verwendet, um die Gesellschaft zu spalten und die Chancengleichheit zu schwächen. Chancengleichheit für alle Kinder wird es nur geben, wenn wir uns von der Illusion einer marktliberalen Leistungsgesellschaft verabschieden. 

Samstag, 14. Oktober 2023, 9.15 Uhr 

Generationengerechte Klimapolitik: Was droht unseren Kindern, wenn wir uns nicht umstellen? Und was sollten wir Älteren deshalb heute ändern?

apl. Prof. Dr. Dr. Jörg Tremmel
(apl. Professor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Tübingen)

Wenn die Welt auf ihrem jetzigen Emissionspfad bleibt, wird ein Kind, das im Jahr 2021 geboren wird, im Laufe seines Lebens durchschnittlich doppelt so viele Waldbrände, zwei- bis dreimal so viele Dürren, fast dreimal so viele Flussüberschwemmungen und Ernteausfälle sowie siebenmal mehr Hitzewellen erleben als eine Person, die heute zum Beispiel 60 Jahre alt ist. Der Klimawandel ist existenzbedrohend, und der Umgang mit dieser Krise ist die größte Herausforderung unserer Zeit. „Weil ihr uns die Zukunft klaut“ ist offensichtlich ein Slogan von Fridays for Future. Wer ist nun der Adressat dieser Forderungen? Wer wird des Generationenbetrugs und des Diebstahls der Zukunft beschuldigt? Sind es die Politiker:innen? Sind es die Mitglieder der älteren Generation als Individuen? Aussagen wie „Generationengerechtigkeit bedeutet, dass wir nicht unser Leben heute auf Kosten der Nachkommen leben“ oder: „Generationengerechte Klimapolitik erfordert, dass wir die Erde

> höchstens um 1,5 Grad erwärmen“ sind ja nicht falsch. Aber wer ist „wir“? Wie persönlich und wie individuell ist die Verantwortung, die daraus erwächst? Die Verantwortung, den eigenen Lebensstil im Sinne des Klimaschutzes so zu verändern, dass der persönliche CO2-Fußabdruck schrumpft, besteht auch dann, wenn andere nicht so handeln. Seit einigen Jahren ist es möglich, den persönlichen CO2-Fußabdruck durch eine Änderung des Lebensstils, kombiniert mit der Finanzierung von Negativ-Emissionen, auf Null zu senken. Dies ist für viele Millionen Deutsche ohne finanzielle Überforderung möglich. In seinem Vortrag erörtert Prof. Dr. Dr. Jörg Tremmel, Privatdozent am Institut für Politikwissenschaft (IfP) an der Eberhard Karls Universität Tübingen, eine generationengerechte Klimapolitik, was unseren Kindern droht, wenn wir uns nicht umstellen, und was die heute Erwachsenen deshalb ändern sollten.

Samstag, 14. Oktober 2023, 10.15 Uhr 

Das Recht von Kindern auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit vor dem Hintergrund gesundheitsökonomischer Krisen: Herausforderungen für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems

PD Dr. Burkhard Rodeck
(Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.)

Die gegenwärtigen Krisen wie die Pandemie, Krieg, Klimawandel, ökonomische Belastungen und der Fachkräftemangel im Gesundheits- und auch Bildungssektor verdeutlichen den hohen Stellenwert von Kindern und Jugendlichen als vulnerable Gruppe in der Gesellschaft.

Es ist von großer Bedeutung, die Lebenswelten der jungen Menschen und ihre Auswirkungen auf ihre Gesundheit sorgfältig zu analysieren und bei politischen Entscheidungen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene zwingend und nachhaltig zu berücksichtigen. Es ist seit langem bekannt, dass problematische sozioökonomische Verhältnisse für Gesundheitszustand und -verhalten von Kindern und Jugendlichen nachteilig sind. 

Es darf nicht davon ausgegangen werden, dass diese Gruppe von Natur aus über eine ausreichende Widerstandsfähigkeit verfügt. Dazu ist sektorenübergreifende Transparenz erforderlich und es ist wichtig, dass die verschiedenen politischen Verantwortungsebenen ineinandergreifen, um einen niederschwelligen Zugang zu Präventions- und Gesundheitsdienstleistungen zu gewährleisten, unabhängig vom sozialen Status.

Gleiches gilt für Sozialleistungen, da eine kinderfreundliche Umgebung wesentlich zu einer gesunden Entwicklung beiträgt. Der Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen“ enthält entsprechende Ziele, die bisher jedoch unzureichend oder gar nicht umgesetzt wurden. 

Samstag, 14. Oktober 2023, 11.45 Uhr 

Schutz der Rechte künftiger Generationen – Entwicklung des Rechtssystems aus kinderrechtlicher Perspektive

Dr. Abir Haddad
(Direktorin des „Institute for Legal Transformation“)

In diesem Vortrag geht es um den Schutz der Rechte künftiger Generationen. Kinder als besonders schutzbedürftige Mitglieder unserer Gesellschaft verdienen spezielle Aufmerksamkeit und Anerkennung ihrer Rechte, aber auch den heute noch gar nicht Geborenen wird ein moralischer Anspruch auf eine lebenswerte Welt zugesprochen. Wie gelingt es, auch das Rechtssystem zugunsten zukünftiger Generationen zu verändern? Was können wir hierfür aus internationalen Beispielen oder aus der Geschichte lernen? Was hat es mit dem „Sieben-Generationen-Konzept“ auf sich? Was müsste sich auf staats- und völkerrechtlicher Ebene ändern, um die Rechte künftiger Generationen zu schützen, und welche Mitsprache haben Kinder dabei eigentlich selbst? Dr. Abir Haddad erforscht das Recht der Zukunft unter anderem mit Fokus auf rechtliche Anpassungen an die Klimakrise und wird in ihrem interaktiven Vortrag umreißen, wie es gelingen kann, einen verbindlichen Rahmen für den Schutz künftiger Generationen zu schaffen.

Samstag 14.10.23, 12.45 Uhr 

Podiumsdiskussion

Den Abschluss der Jahrestagung bildet die Podiumsdiskussion mit folgenden Gästen:

Moderation: Prof. Jörg Maywald, Bianka Pergande

Bisherige Jahrestagungen der Deutschen Liga für das Kind

Jahrestagung 2022 

13. und 14. Oktober 2022

 

Sichere Orte für Kinder!
Schutz der Kinderrechte: Verantwortung aller Institutionen für Kinder!

 

Schirmherrin: Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend

Die Ursachen für Fehlverhalten und Gewalt in pädagogischen Institutionen sind vielfältig. Individuelles Versagen – häufig vor dem Hintergrund eigener belastender biografischer Erfahrungen – und Ausbildungsdefizite spielen ebenso eine Rolle wie strukturelle Mängel, schlechtes Teamklima, ein fehlendes oder nicht bekanntes Schutzkonzept sowie situativer
Stress. Unter den Folgen leiden neben dem betroffenen Kind die gesamte Gruppe der Kinder, die Eltern, die übrigen Teammitglieder und in schweren Fällen auch das Image der Einrichtung und des Trägers.

Die Tagung ist in der Ausgabe 6-22 unserer Zeitschrift frühe Kindheit dokumentiert. Das Heft ist erhältlich in unserem Shop: www.fruehe-kindheit-online.de

Alle Vorträge der Jahrestagung finden Sie hier.

Jahrestagung 2021 (digital)

8. und 9. Oktober 2021

 
 

Schirmherrschaft: Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin a.D.

Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie wurden die Rechte von Kindern stark eingeschränkt. Bei vielen politischen Entscheidungen ist das Kindeswohl nicht in die Abwägung einbezogen worden. Nur selten wurden Kinder nach ihrer Meinung gefragt und angehört, ihre Sichtweisen wurden kaum berücksichtigt. Was bedeutet dies für Kinder? Welche Lehren sind daraus für zukünftige Krisen zu ziehen? Wie können Kinder angemessene Beachtung und mehr Spielräume bekommen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne?

Die Tagung ist in der Ausgabe 6-21 unserer Zeitschrift frühe Kindheit dokumentiert. Das Heft ist erhältlich in unserem Shop: www.fruehe-kindheit-online.de

Alle Vorträge der Jahrestagung finden Sie hier.

Jahrestagung 2020 (digital)

23. und 24. Oktober 2020 (Hamburg)

 
 

Schirmherrschaft: Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung

Die Hilfesysteme in den Bereichen Gesundheit und Kinder- und Jugendhilfe sind auf diese Kinder, deren Leid häufig im Verborgenen bleibt, nur unzureichend eingestellt. Gemeinsam mit vielen anderen setzt sich die Liga daher für mehr und bessere Hilfen ein, die durch gesetzliche Reformen ermöglicht werden müssen. Beratungsangebote für betroffene Kinder und leicht zugängliche Hilfen in Notsituationen gehören ebenso dazu wie die Kooperation über Berufsgrenzen hinweg sowie komplexe Hilfeleistungen, die nur in Zusammenarbeit verschiedener Hilfesysteme erbracht werden
können.

Die Tagung ist in der Ausgabe 6-20 unserer Zeitschrift frühe Kindheit dokumentiert. Das Heft ist erhältlich in unserem Shop: www.fruehe-kindheit-online.de

Alle Vorträge der Jahrestagung finden Sie hier.

Jahrestagung 2019

25. und 26. Oktober 2019 (Berlin)

 
 

Schirmherrschaft: Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Bei immer mehr Kindern fallen genetische, biologische, rechtliche und soziale Elternschaft auseinander und verteilen sich auf mehr als zwei Personen. Es ist keine Seltenheit, dass diejenigen Elternpersonen, die im Alltag für das Kind Verantwortung übernehmen, nicht die genetischen und biologischen Eltern sind. Hiervon betroffen sind Stief-, Pflege- und Adoptivkinder ebenso wie Kinder mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen sowie Kinder, die nach einer Keimzellspende geboren wurden.

Die Tagung ist in der Ausgabe 6-19 unserer Zeitschrift frühe Kindheit dokumentiert. Die Ausgabe wurde vom BMFSFJ gefördert und ist erhältlich in unserem Shop: www.fruehe-kindheit-online.de