30 Jun fK 6/08 Grusswort
Auszug aus dem Grußwort von Prof. Dr. Thomas Fabian
Bürgermeister und Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule der Stadt Leipzig
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein herzliches Willkommen allen Teilnehmern der diesjährigen Jahrestagung der deutschen Liga für das Kind im Neuen Rathaus der Stadt Leipzig. (…) Ihr Anliegen als Deutsche Liga des Kindes ist es, Kinder zu fördern und ihre Rechte und Entwicklungschancen in allen Lebensbereichen zu verbessern. Dies ist auch eines meiner zentralen Ziele.
Gewalt gegen Kinder und sei es die unbedachte Ohrfeige oder der Klaps auf den Hintern wird zumindest in der öffentlichen Meinung heute nicht mehr toleriert. Seit dem Jahr 2000 ist das Recht von Kindern auf gewaltfreie Erziehung nun auch endlich gesetzlich verankert. Empirische Studien zeigen, dass körperliche Gewalt in der Erziehung tatsächlich immer seltener vorkommt. Das heißt aber nicht, dass die Erziehungskompetenzen von Eltern in gleicher Weise gestiegen sind. Wie auch?
Manche Eltern sind überfordert mit der Bewältigung von Konflikten mit ihren Kindern. Sie wissen, dass sie sich mit körperlicher Gewalt nicht durchsetzen dürfen. Wenn sie nicht über Kompetenzen verfügen, in geeigneten Formen Konflikte zu lösen, dann führt das inzwischen dazu – das zeigen jedenfalls empirische Studien – dass sie häufiger als früher mit Verboten und Kommunikationsabbruch reagieren.
Fernsehverbot oder Ausgehverbot als Bestrafungen oder die Aufforderung, sich in das eigene Zimmer zurückzuziehen, sind keine geeigneten Mittel, Konflikte in familiären Beziehungen zu lösen. Sprachlosigkeit oder gezielte Kommunikationsverweigerung gegenüber Kindern ist keine geeignete Grundlage für eine gute Eltern-Kind-Beziehung und erst Recht kein Ausdruck von Feinfühligkeit. Sichere Bindungen werden auf diese Weise kaum entstehen. Wir alle wissen, dass die Erziehung von Kindern keine leichte Aufgabe ist, die wir auch nicht systematisch gelernt haben. Deshalb ist Elternbildung so wichtig!
Das Thema ihrer Tagung „Frühe Kommunikation und Beziehung“ ist aus meiner Sicht von herausragender Bedeutung für die Förderung von Kindern. Sie wollen Bedingungen erörtern, unter denen frühe Kommunikation und Beziehung gelingen und Störungen präventiv verhindert werden können. Sie werden sich im Rahmen ihrer Tagung differenziert mit fachlichen Fragen der innerfamiliären Beziehungsgestaltung auseinander setzen. Sie werden aber auch andere Lebenswelten von Kindern und ihren Einfluss auf Entwicklungsverläufe erörtern.
Ein wichtiger Bereich der Förderung von Kindern sind die Bildungsinstitutionen. Dazu zählen insbesondere auch die Kindertageseinrichtungen. Die Befundlage ist hier eindeutig: So hat offensichtlich schon der Besuch einer Krippe Einfluss auf den späteren Schulerfolg. Wir können froh sein, dass der öffentliche und politische Diskurs erkannt hat, dass Bildung zu den zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen zählt. Erfreulicherweise hat der Bundestag nach einer langen öffentlichen Diskussion den politischen Willen nach mehr Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren umgesetzt. So werden die Rahmenbedingungen für Kinder und Familien weiter verbessert. Denn: jedes Kind sollte Entwicklungs- und Bildungschancen unabhängig davon haben, in welche Familie es hineingeboren wird. Fest steht: Es muss noch mehr getan werden, um jedes einzelne Kind zu fördern – von Geburt an. (…)
Ich hoffe, Sie nehmen aus Leipzig schöne Erinnerungen mit.
Ihr
Prof. Dr. Thomas Fabian
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