fK 6/06 Editorial

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Als „Basislager“ ist Familie für Kinder unverzichtbar. Aber Kinder brauchen und wollen mehr. Erfahrungen mit Gleichaltrigen, Anregung und Bildung durch andere Erwachsene und das Hineinwachsen in Gesellschaft und Kultur vollziehen sich zu großen Teilen jenseits der beschützenden und zugleich engen Grenzen der Familie.

Auch Eltern benötigen mehr. Informationsbedarf hinsichtlich Entwicklung und Bildung, Unsicherheit in Erziehungsfragen und das Bedürfnis nach Austausch mit anderen Eltern machen familienergänzende Einrichtungen immer bedeutsamer. Nicht nur für benachteiligte Familien. Angebote professioneller Tagesbetreuung sowie Familienberatung und -bildung sind heutzutage praktisch für alle Eltern eine wichtige Ergänzung zu Erziehung und Gespräch im Kreis der Familie.

Nicht zuletzt besteht ein erheblicher gesellschaftlicher Bedarf. Die wachsende Schere zwischen gut geförderten – bisweilen sogar überförderten – und sich selbst überlassenen oder vernachlässigten Kindern bedroht den Zusammenhalt und die Zukunftsfähigkeit in Deutschland. Das Recht jedes Kindes auf bestmögliche Entwicklung nach Artikel der 6 der UN-Kinderrechtskonvention und gerechte Chancen für alle Kinder fordern nicht nur die Eltern, sondern die Gesellschaft insgesamt heraus.

„Familie allein genügt nicht. Frühe Bildung in Familien und Tageseinrichtungen“ lautete das Thema der Jahrestagung der Deutschen Liga für das Kind am 1./2. September 2006 in Berlin. Ziel der Tagung war es, die Bedingungen anzugeben, die notwendig sind, damit das Zusammenspiel von Familien und familienergänzenden Tageseinrichtungen oder Tagespflegepersonen bereits in den ersten Lebensjahren des Kindes bestmöglich gelingen kann.

Unter anderem wurden die folgenden Fragen behandelt: Was lernen Kinder von ihren Eltern? Welche Rolle in punkto Bildung spielt die Kindertageseinrichtung? In welchem Verhältnis stehen Bildung und Bindung zueinander? Wie können Kindergärten zu Treffpunkten und Bildungsorten auch für Eltern werden? Was heißt Bildungs- und Erziehungspartnerschaft? Ist es mit den Grundzügen unserer Verfassung vereinbar, eine Pflicht zum Besuch des Kindergartens einzuführen? Wir dokumentieren in diesem Heft die Vorträge der Tagung.

Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir frohe Weihnachtstage und alles Gute für das Neue Jahr 2007!

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. Franz Resch, Präsident der Deutschen Liga für das Kind

Dr. Jörg Maywald, Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind

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