29 Jul fK 6/05 Editorial
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Politisch und wirtschaftlich sind die Überwindung der Teilung Europas und die Erweiterung der Europäischen Union ein großer Erfolg. Für einen großen Teil der Familien und für sehr viele Kinder gilt dies noch nicht. Hohe Armutsraten, ein schlechter Gesundheitszustand, Gewalt gegen Kinder und mangelnde Bildungschancen bedrohen in vielen Ländern Mittel- und Osteuropas – aber auch in Deutschland und Teilen Westeuropas – das Aufwachsen eines erheblichen Teils der jungen Generation.
„Kinder im erweiterten Europa” lautete das Thema der öffentlichen Jahrestagung der Liga, die am 28. und 29. Oktober in der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) stattfand. Zu den prominenten Referent(inn)en, gehörten die Beauftragte der Bundesregierung für die deutsch-polnischen Beziehungen Gesine Schwan, UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen, der Kinderrechtsbeauftragte des polnischen Parlaments, Pawel Jaros, sowie Lothar Krappmann, Mitglied im UN-Komitee für die Rechte des Kindes.
Die Verselbständigung der Ökonomie gegenüber den sozialen Belangen der Bürger(innen) ist – neben den vielfältigen Wanderungsbewegungen – die größte Herauforderung für die Zukunft Europas. In dieser Analyse der Situation stimmten die Referent(inn)en der Tagung überein. Einigkeit bestand auch darüber, dass Kinder und Jugendliche nicht Teil des Problems, sondern ein wichtiger Teil dessen Lösung sind: Die junge Generation stellt eine große dynamische Kraft für den notwendigen Wandel in den Gesellschaften Europas dar.
Zusammen mit einer Aufwertung des Sozialen brauchen wir ein neues Bewusstsein für die Rechte der Kinder. Dem Entschluss des Europarats, in den kommenden Jahren die Kinderrechte zu einem politischen Schwerpunkt in allen Mitgliedsländern zu machen, kommt daher eine hohe Bedeutung zu. Die Jahrestagung endete mit der Aufforderung an die Abgeordneten des neu gewählten Deutschen Bundestages, sich für ein Antragsrecht der Kinderkommission einzusetzen. Außerdem wurde eine Initiative für den Erlass einer EU-Richtlinie angeregt, mit der sich die Mitglieder der Europäischen Union verpflichten, die UN-Kinderrechtskonvention in ihren Ländern verbindlich umsetzen.
Zehn Jahre nach ihrem Umzug von Bonn nach Berlin bezieht die Geschäftsstelle der Liga demnächst neue und größere Räumlichkeiten in der Nähe des Gendarmenmarktes in Berlin-Mitte. Bitte beachten Sie die neue Adresse (Telefon, Fax und E-Mail bleiben unverändert) ab 1. Januar 2006:
Deutsche Liga für das Kind
Charlottenstr 65
10117 Berlin.
Mit herzlichen Grüßen
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