fK 4/09 Editorial

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Mit der politischen Verabschiedung neuer gesetzlicher Normen verbindet sich immer auch eine veränderte Sichtweise auf das Zusammenleben in einer Gesellschaft. Nicht anders verhält es sich mit dem „Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit“ (FamFG), das am 1. September 2009 in Kraft tritt.

Ein Ziel des neuen Verfahrensrechts ist es, die Situation der betroffenen Kinder vor Gericht zu verbessern. Wichtige Stichworte hierfür sind das so genannte Beschleunigungsgebot (schnellere Regelungen, um Kindern unnötige Wartezeiten zu ersparen), verbesserte Anhörungs- und Vertretungsrechte für Kinder (u. a. Stärkung der Position des Verfahrensbeistandes) sowie ein stärkeres gerichtliches Hinwirken auf einvernehmliche Lösungen, die das vorhandene Konfliktpotential so weit wie möglich reduzieren sollen.

Ob der dem neuen Gesetz zugrunde liegende Gedanke, in einer Vielzahl der Fälle durch eine verbesserte Kooperation der Professionen zu einvernehmlichen Konfliktlösungen zu gelangen, tragfähig ist, kann nur die Praxis zeigen. In jedem Fall kommen auf Richter(innen), Anwälte und Anwältinnen, Gutachter(innen), Verfahrensbeistände und Erziehungs- und Familienberater(innen) neue Herausforderungen zu. Höhere Anforderungen an Gesprächsführungs- und Streitschlichtungskompetenzen gehören ebenso dazu wie Rollenklarheit und die Fähigkeit zu interdisziplinärer Zusammenarbeit.

Aus kinderrechtlicher Sicht besteht über das neue Verfahrensrecht hinaus weiterer Reformbedarf. Wichtige Stichworte sind die Aufnahme von Kinderrechten in das Grundgesetz, die Einführung des gemeinsamen Sorgerechts für nicht miteinander verheiratete Eltern sowie die Möglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare, ein fremdes Kind zu adoptieren. Die Erwartungen an den im September neu zu wählenden Bundestag sind diesbezüglich also bereits hoch.

Im Herbst 2008 hat die Deutsche Liga für das Kind die Initiative „Gute Qualität in Krippe und Kindertagespflege“ gestartet. Es wurden Eckpunkte guter Qualität publiziert, die von mehr als 40 renommierten Wissenschaftler(inne)n, Vertreter(inne)n von Verbänden und anderen Fachpersonen mitgetragen werden. Ein nächster Schritt ist die Veröffentlichung von Orientierungen für Eltern, die unter dem Titel „Die beste Betreuung für mein Kind. Worauf Sie achten sollten, wenn Sie Ihr Kind in eine Krippe, Kita oder Kindertagespflegestelle geben“ im Oktober 2009 erscheinen werden. Bereits in diesem Heft dokumentieren wir den vollständigen Text der Broschüre.

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. Franz Resch, Präsident der Deutschen Liga für das Kind
Dr. Jörg Maywald, Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind

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