24 Jul fK 3/06 Harz
Interreligiöse Erziehung und Bildung
von Frieder Harz
Religiosität und Religion gehören zum Menschsein dazu. Diese These geht von einem weiten Religionsverständnis aus, das über die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft hinausreicht. Religiosität meint das Bedürfnis und die Fähigkeit, sich mit seinem Fühlen, Denken und Handeln über die Grenzen des Sichtbaren hinaus zu bewegen. Religiös sind die Urfragen des Menschen wie „Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Wozu bin ich da?“
Die religiöse Dimension gehört auch zur Erziehung und Bildung dazu, weil es in ihnen um alle Bereiche unseres Menschseins geht. Auch öffentlicher Erziehung und Bildung geht es um den ganzen Menschen, einschließlich seiner religiösen Bezüge. So gesehen müsste es ein unverzichtbares Qualitätsmerkmal aller Erziehung und Bildung sein, dass Religiosität in ihnen zum Thema wird, nämlich dieses Fragen über das Sichtbare hinaus, das neugierige Suchen nach dem, was hinter dem Sichtbaren steckt.
Religiosität als individuelles Suchen nach grundlegender Orientierung findet Antworten in den überlieferten Religionen, und zwar in der Vielfalt, in denen sie uns begegnen. In ihnen sind religiöse Erfahrungen aus früheren Zeiten aufbewahrt und sie bieten Raum zu gemeinsamen religiösen Vollzügen an. Auch das Erscheinungsbild der Religionen in unserer Gesellschaft gehört zum öffentlichen Bildungsauftrag dazu, sofern sie im Erfahrungsbereich der Kinder präsent sind.
Interkulturelles und interreligiöses Lernen
Interkulturelles und interreligiöses Lernen sind untrennbar miteinander verbunden. Denn nur wenn die interreligiösen Fragen mit in den Blick genommen werden, kann interkulturelle Erziehung und Bildung wirklich gelingen. Es gilt von den Vorstellungen Abschied zu nehmen, eine einheitliche kulturelle Tradition in unserem Land sei das Erstrebenswerte, und andere Traditionen seien eher störend. Man müsse sie wohl dulden, aber sie sollten doch besser im Hintergrund bleiben. Dem entgegen gilt es wahrzunehmen und zu akzeptieren, dass Deutschland zu einem multikulturellen Land und die multireligiöse Situation zum Normalfall geworden sind. Das wird beispielsweise an der Frage konkret, ob ein Minarett in das Stadtbild passt. Daraus ergibt sich die religionspädagogische Aufgabe, mit religiöser Vielfalt nicht als etwas Ungewöhnlichem, sondern als etwas Normalem, Alltäglichen umgehen zu lernen, d.h. ganz bewusst angesichts solcher Vielfalt den je eigenen Glauben zu praktizieren.
Kulturelle Andersartigkeit wirkt immer auch befremdend. Interkulturelles Lernen zielt darauf, solche Fremdheitserlebnisse nicht zu überspielen und zu leugnen. Es gilt vielmehr sich ihnen zu stellen und sich solche Umgangsweisen mit dem Anderen und auch Befremdlichen anzueignen, die Möglichkeiten der Kommunikation und Verständigung eröffnen. Das ist mehr als Freude an fremder Folklore, nämlich ernsthaftes Verstehenlernen des anderen. Von dieser Aufgabe lässt sich der Umgang mit anderen Religionen nicht abtrennen. Im Bereich des interreligiösen Lernens heißt das, sich der Fremdheit einer anderen Religionen bewusst auszusetzen und die religiöse Glaubwürdigkeit ihrer Mitglieder Ernst zu nehmen. Dazu gehört auch das Eingeständnis, dass einem Vieles an anderen Religionen fremd bleibt und trotz mancher Begegnungen fremd bleiben wird. Neugier und Interesse einerseits und Erfahrungen von Distanz andererseits liegen da eng beieinander, und mit beidem gilt es angemessen umgehen zu lernen.
Interkulturelles Lernen heißt, Etikettierungen abzuwehren, Differenzierungen genau wahrzunehmen, etwa zwischen sozialen und ethnischen Konflikten unterscheiden zu lernen. Manches Verhalten wurzelt mehr in sozialen Erfahrungen von Fremdheit, Ausgrenzung, Unverständnis als in ethnischen Unterschieden. Entsprechendes gilt für die Religionen in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen. Zugehörigkeit zum Islam wie auch anderen Religionen wird von den Familien auf sehr unterschiedliche Weise praktiziert, von fundamentalistischen bis zu sehr liberalen Einstellungen. Religiöse Verhaltensweisen wurzeln sowohl in den Anweisungen Heiliger Schriften als auch in kulturell tradierten Gewohnheiten.
Im interkulturellen Lernen soll eine größtmögliche Basis gemeinsamer Verhaltensweisen gewonnen werden, die für das Zusammenleben in einer Gesellschaft unentbehrlich ist. Das reicht von der gemeinsamen Verpflichtung auf die Grundwerte unserer Verfassung bis zur sprachlichen Verständigung in der deutschen Sprache, von den Ritualen des Alltags bis zu den Bildungsinhalten. Auch interreligiöses Lernen ist für das Gewinnen solcher Basis wichtig, etwa indem Gemeinsamkeiten erschlossen werden, die Judentum, Christentum und Islam im Glauben an den einen Gott verbinden. Auch gilt es gemeinsame Verpflichtungen zu Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in den Blick zu nehmen.
Interkulturelles Lernen hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten von einer „Ausländerpädagogik für Migrantenkinder“ mit dem Ziel der Anpassung an deutsche Verhältnisse zu einer Erziehungs- und Bildungsaufgabe für alle entwickelt, die das Zusammenleben in kultureller Vielfalt zum Thema hat. Entsprechend geht es beim interreligiösen Lernen auch um die Frage der Fähigkeit des christlichen Glaubens zur Verständigung mit anderen Religionen. Interreligiöse Erziehung setzt bei einem Verständnis des christlichen Glaubens an, das religiöse Wahrheit nicht nur für sich allein reklamiert, sondern auch anderen Religionen zugestehen und mit dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Wahrheitsansprüche konstruktiv umgehen kann.
Umgang mit dem Wahrheitsanspruch
Es sind die religiösen Wahrheitsansprüche, die an eine Verständigung zwischen den Religionen besondere Anforderungen stellen. Zugehörigkeit zu einer Religion schließt die Mitgliedschaft in einer anderen in der Regel aus. Man kann nicht zugleich Christ und Muslim sein. Das mag auch ein Grund sein für die Zurückhaltung interkultureller Pädagogik hinsichtlich interreligiöser Fragestellungen. Zu interkulturellen Erziehungszielen gehört die Erweiterung bisheriger kultureller Identität durch die Begegnung mit Neuem zu einer kulturellen „Mehrsprachigkeit“. Überlieferten Religionen aber widerspricht es, Inhalte anderer Religionen mit der eigenen einfach zu verbinden. Der je spezifische Wahrheitsanspruch einer Religion lässt sich nicht einfach mit dem anderer Religionen kombinieren, ohne religiösen Überlieferungen ihren Ernst und ihre Tiefe und damit letztlich ihre Glaubwürdigkeit zu nehmen. Das muss aber nicht mit einem Absolutheitsanspruch der eigenen Wahrheit verbunden sein.
Beheimatung und Öffnung
Interreligiöses Lernen zielt darauf, im zunehmenden Bewusstmachen des Eigenen und damit der Unterscheidung von Eigenem und Fremdem gleichzeitig die Fähigkeit des Zusammenlebens und der Verständigung mit dem Anderen zu entwickeln. Dazu gehört sowohl das Entdecken der eigenen religiösen Heimat als auch das Einüben von Umgangsweisen mit religiös Fremdem. Es geht also darum, Beheimatung in einer eigenen religiösen Tradition und das Geltenlassen des Anderen und Fremden gleichermaßen anzustreben. Mit dem Heimischwerden im eigenen Traditionszusammenhang soll gleichzeitig der verständnisvolle Umgang mit fremder Religion und Religiosität eingeübt werden. Religion begegnet in solcher Weise von Anfang an standortbezogen, sofern es um religiöse Heimat geht, und sie erscheint plural, sofern Fremdes in seiner Andersartigkeit zu achten ist.
Es gilt also zum einen, das Erleben von religiöser Beheimatung zu fördern. Kinder sollen entdecken, was alles zum eigenen religiösen „Haus“ dazugehört und von Traditionen geprägt ist, die nicht einfach austauschbar sind. Die christlichen Feste mit der Vielfalt ihrer Bräuche wurzeln in der biblischen Überlieferung – immer wieder geht es darum, wie Gott sich in Jesus den Menschen zugewandt hat. Biblische Geschichten, Vorstellungen von Gott, Gebete, Gottesdienste, all das ist aufeinander bezogen. Solche Verwurzelung ist entsprechend auch allen nichtchristlichen Kindern in deren religiöser Tradition zu wünschen.
Das Kennenlernen des eigenen Glaubens wird begleitet vom gleichzeitigen Wahrnehmen der religiös Anderen, vom Interesse an deren religiöser Heimat, samt Besuchen dort. Kinder lernen so, mit den Anderen und ihren Gewohnheiten mitzudenken. Sie spüren, was für sie fremd und unangenehm ist, und über was sie sich freuen. Dazu gehört natürlich gleichzeitig auch das bewusste Wahrnehmen und Entdecken von Gemeinsamkeiten und deren Pflege. So erfahren Kinder, dass Religion ein Gefüge von Überzeugungen, Wissen, Einstellungen, Verhaltensweisen ist, das sich von anderen unterscheidet, das man nicht nach Lust und Laune wechselt. Sie lernen, dass sie Christen oder Muslime sind – und zugleich, dass beides gut nebeneinander bestehen kann, dass es Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt und beides viele Anregungen zum interreligiösen Lernen bietet.
Chancen des interreligiösen Ansatzes
Gegen dieses Vorhaben wird oft eingewendet, dass Kinder im Kindergartenalter noch gar keine religiöse Identität haben. Erst im Grundschulalter gewinnen sie ein deutliches Bild davon, was evangelisch, katholisch, islamisch usw. ist. Hat es dann überhaupt Sinn, religiöse Unterschiede und Trennendes zu thematisieren, die sie jetzt im konkreten Zusammenleben doch noch gar nicht stören?
Aus folgenden Gründen ist dies zu bejahen: Die Kindertagesstätte bietet Chancen für die interreligiöse Erziehung, die später so nicht mehr gegeben sind. Hier kann das Erleben und Umgehen mit religiöser Differenz pädagogisch umsichtig gefördert werden. Es geht eben gerade nicht darum, Kinder auf ihre religiösen Unterschiede aufmerksam zu machen, um sie in Außenseiterpositionen zu drängen oder religiös zu etikettieren. Sondern es gilt den Umgang mit religiöser Fremdheit so einzuüben, dass das vermieden wird. Die interreligiöse Aufgabe wird angenommen, damit unverzichtbare Lernerfahrungen geschehen können. Pädagogische Kompetenz der Erzieherinnen und Erzieher trägt dazu bei, dass es gelingt.
Die Geschichte zeigt bis in unsere Gegenwart hinein, wie sehr gerade die Repräsentanten der Religionen wegen des von ihnen vertretenen Wahrheitsanspruchs so oft unfähig zum Dialog waren. Das nötigt dazu, mit aller Kraft an einem Umgang mit religiöser Fremdheit zu arbeiten, der religiöse Identität achtet und sie zum Dialog öffnet. Ohne Religionsfrieden wird es keinen wirklichen Frieden geben (W. Küng). An die Stelle der religiösen Trutzburg, von der aus man die anderen bekämpft, soll das interreligiöse Leitbild des Wohnhauses treten: In einem großen Wohnhaus gibt es viele Wohnungen mit Räumen, die vom eigenen Stil geprägt sind, getrennt von anderen Wohnungen. Im Stil eines Großraumbüros lässt sich schlecht leben. Die Einzelwohnung verkörpert das Eigene, nämlich all das, was einem in dem Kreis der hier Lebenden lieb und wert ist. Aber jede Wohnung hat ihre Tür nach draußen. Dort eröffnen sich die Möglichkeiten der Begegnung. Man kann sich gegenseitig in die Wohnungen einladen. Andere bringen etwas mit, und es findet Platz in der eigenen Wohnung oder auch nicht. Ziel ist weder die Vereinheitlichung aller Wohnungen oder die Abschaffung der Türen, noch die verriegelte Tür, sondern das Wechselspiel von Hinausgehen und Heimkommen, von Bindung ans Eigene und Aufbruch zum anderen.
Konkretionen
Kinder können um so besser mit religiöser Vielfalt umgehen, je deutlicher sie unterschiedliche Einstellungen und Verhaltensweisen an Personen festmachen können. Damit ist allen Erwachsenen die Aufgabe gestellt, die eigene religiöse Position den Kindern gegenüber zu verdeutlichen. Glaubwürdigkeit und Echtheit ist gefragt. Da erzählt eine katholische oder evangelische Christin eine Geschichte aus der Bibel mit eigenen Worten und in eigenen Vorstellungen und Bildern: sie spricht ein Gebet, zu dem sie selbst stehen kann, gibt Antworten aus ihrer Sicht des Glaubens. Sie vereinnahmt – z.B. nach Meinungsverschiedenheiten zum gemeinsamen Beten – die anderen nicht zum gemeinsamen Mitvollzug, im Sinne der Aufforderung „Wir beten jetzt alle!“, sondern lädt ein, mit der eigenen inneren Nähe oder Distanz dabei zu sein: „Ihr seid eingeladen zum Mitbeten. Wer das nicht möchte, kann trotzdem gerne dableiben!“ Sie zeigt ihre religiöse Beheimatung als „Gastgeberin“ ihrer eigenen religiösen Einstellung, degradiert die anderen aber nicht zu bloßen passiven Empfängern, sondern eröffnet ihnen die Freiheit, sich als aktive „Gäste“ dazu zu verhalten.
Hernach kann über Eindrücke und Urteile gesprochen werden. So wird den Kindern die Möglichkeit gegeben, schon frühzeitig Unterschiede und Widersprüchliches zu ordnen. Entscheidend ist diese Klärung von Nähe und Distanz in der Rolle des aktiven Gasts, die die Kinder als Subjekte auch in religiöser Hinsicht Ernst nimmt. Es geht um Einladung zu religiösen Vollzügen, die dem Gegenüber Freiheit lässt, sich dazu zu verhalten, ohne Abwertung oder Diskriminierung befürchten zu müssen. Auszugehen ist dabei von einem Erziehungs- und Bildungsverständnis, das Kinder als eigenständige Subjekte ihres Lernens Ernst nimmt.
Relevant für interreligiöse Erziehung sind damit nicht vom alltäglichen Leben losgelöste Informationen über die Weltreligionen, sondern religiöse Vollzüge und Erscheinungsweisen im Erfahrungsbereich der Kinder. Sie gewinnen handelnd Zugang durch Mitvollzug, der besonders im spielerischen Nachmachen seine besondere Gestalt gewinnt – etwa wenn Kinder unter sich selbst biblische Geschichten, eine Taufe oder Prozession oder vielleicht auch einmal das kennengelernte islamische rituelle Gebet nachspielen. Kinder lernen durch ihre eigenen Beobachtungen, zu denen sie ihre Deutungen entwickeln und Fragen stellen. Und wichtig ist auch, dass sie die emotionale Beteiligung der Glaubenden spüren, in der die Bedeutung des Glaubens für den eigenen Lebensvollzug erfasst werden kann. Damit lernen Kinder das Beobachtete den Personen zuzuordnen, die ihnen viel bedeuten.
Basis in der interreligiösen Erziehung sind die Gemeinsamkeiten, welche – neben den bestehenden Unterschieden – besonders die monotheistischen Religionen verbinden. Auch der Koran nimmt viele alttestamentliche Geschichten auf, erzählt von Adam und Eva bis hin zum Propheten Jona mit dem Wal. Jesus begegnet in ihm als einzigartige Prophetengestalt und als Wundertäter. An den einen Gott gerichtete Gebete thematisieren Gottes Schutz und Hilfe für das menschliche Leben. Das Gebot der Nächstenliebe hat in all diesen Religionen großes Gewicht.
Die Teilnehmerrolle bei religiösen Vollzügen muss Distanz ermöglichen, sei es, weil es die Eltern so wünschen oder auch die Kinder selbst. Mit dem Einüben in Gebetshaltungen, etwa dem Hände-Falten, beim selbständigen Einbringen von Gebetsgedanken ist auch zu klären, wie man auch dabei sein kann, ohne selbst mitzubeten. Bei Gesprächen über Gott kann gut zur Sprache kommen, dass viele Menschen an Gott, so wie wir ihn kennen, nicht glauben können, dass hier Überzeugungen voreinander abweichen. Wichtig sind für Kinder Erfahrungen des religiösen Rollentauschs: Muslimische Kinder, Eltern oder Gäste in der Einrichtung erzählen von ihrem Glauben, ihren Festen, und die christlichen Kinder sind in der Rolle der „aktiven Gäste“ Treffend hat es ein Kind so formuliert: „Wir haben heute der Gülay ihr Fest mitgefeiert“. In solchem Sinne können auch christliche Kinder die Moschee kennenlernen und die islamischen Gebetsrituale erleben – nicht im aktiven Mittun, sondern im aufmerksamen Dabeisein.
Grundsätzlich sollte es das Ziel religiöser Erziehung sein, Kinder auf ihre eigene religiöse Entscheidung vorzubereiten. Frühzeitig sollen sie Gelegenheit bekommen, über die Art ihrer Teilnehme an religiösen Vollzügen mitzuentscheiden, damit sie nicht nur in vorgegebene Traditionen hineinwachsen, sondern sie nach und nach durch ihr eigenes Entscheiden zu ihren eigenen machen.
Prof. Dr. Frieder Harz ist Professor für Religionspädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg.
Regeln für den interreligiösen Dialog
(nach Karl-Ernst Nipkow)
(1) Man sollte zunächst nach dem schauen, das möglicherweise gemeinsam ist. Unterschiede sollten dabei aber nicht relativiert werden.
(2) Andersgläubige sollten zunächst nicht als Repräsentanten einer Religion oder einer Weltanschauung gesehen werden, sondern als Mitmenschen. Viele Unterschiede wurzeln in kulturellen, biographischen usw. Unterschieden.
(3) In einem fairen Umgang mit Menschen anderer Religionen sollten niemals die Ideale des eigenen Glaubens gegen die Schwachstellen der religiösen Praxis des Gegenübers ausgespielt werden, sondern unsere Ideale mit denen der anderen, und unsere Praxis mit der Praxis der anderen.
(4) Jeder muss in den Dialog eintreten mit der grundsätzlichen Bereitschaft, sich zu verändern.
(5) Der eigene Standpunkt sollte klar benannt werden. Andersgläubige zu verstehen ist nur möglich, wenn man seine eigene religiöse Voraussetzung offen darlegt. Dies setzt auch den Dialog innerhalb der eigenen religiösen Gemeinschaft voraus.
(6) Es sollte versucht werden, mit den Augen der anderen zu sehen und zu verstehen. Dadurch werden die eigenen Glaubensinhalte selbstkritisch hinterfragt. Man beschäftigt sich neu mit ihnen und der eigene Glaube kann sich vertiefen.
(7) Der Dialog kann nur bei wechselseitiger Anerkennung der Gleichrangigkeit und auf der Basis gegenseitiger Achtung und des Vertrauens stattfinden.
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