17 Aug. fK 3/03 Editorial
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Kaum ein anderer Bereich der Erziehung ist so sehr mit Erwartungen aber auch mit Befürchtungen belegt wie der Umgang mit Medien. Die Unsicherheit bei Eltern und Pädagog(inn)en ist groß, zumal der Rückgriff auf Erfahrungen früherer Generationen nicht viel weiterhilft. Ab wann und wie lange dürfen Kinder fernsehen? Wie wertvoll sind die gerade bei den Kleinen – Beispiel Teletubbies – so beliebten Zeichentrickserien? Soll der sehnliche Wunsch nach einem Gameboy erfüllt werden? Gehört der PC tatsächlich in jeden Kindergarten?
Dem Thema Medienerziehung auszuweichen ist nicht möglich. Ein wichtiger und wachsender Teil gesellschaftlicher Kommunikation wird über Medien vermittelt. Nur ein kleiner Ausschnitt ist demgegenüber direkte Kommunikation. Kinder mit der Gesellschaft vertraut zu machen bedeutet unter anderem, sie in die Welt der Medien einzuführen.
Wenn es über das „Ob“ von Medienerziehung keinen Zweifel geben kann, rückt das „Wie“ in`s Zentrum des Interesses. Die ersten Medienerfahrungen werden in der Familie gemacht. Die größte Verantwortung liegt daher bei den Eltern. Gerade in den ersten Lebensjahren (vor allem im Alter von drei bis sechs Jahren) entscheidet das Medienklima in der Familie über den kindlichen Medienkonsum. Die medienbezogene Ausstattung der Familie, das Vorbildverhalten, die erzieherische Bewertung und Anregungen zur Nutzung von Medien sind dafür ausschlaggebend.
Der Schlüssel für den Erwerb der zu Recht geforderten Medienkompetenz liegt in der frühen Begegnung mit dem Buch. Das Hineinwachsen in eine (Vor-)Lesekultur bietet die beste Voraussetzung dafür, dass Kinder allmählich auch die anderen Medien für sich erobern und sinnvoll nutzen können. Es muss beunruhigen, dass gerade in sozial benachteiligten Familien das Kinderbuch eine geringe Rolle spielt.
Nach der UN-Kinderrechtskonvention (Artikel 17) haben Kinder ein Recht auf Zugang zu Informationen aus einer Vielzahl von Quellen, insbesondere, wenn diese die Förderung ihres sozialen, seelischen und sittlichen Wohlergehens sowie ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit zum Ziel haben. Zugleich verpflichten sich die Staaten darin, die Kinder vor schädigenden Einflüssen durch Medien zu schützen.
Medien tragen dazu bei, Kindern die Welt um sie herum zu erschließen und Brücken zu ihrer inneren Welt zu bauen. Wir sollten sie dabei unterstützen, diese Chance zu nutzen!
Mit herzlichen Grüßen
Prof. Dr. Franz Resch, Präsident der Deutschen Liga für das Kind
Dr. Jörg Maywald, Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind
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