04 Aug. fK 1/05 Langen-Müller
Sprachförderung durch Eltern, Erzieher und Sprachtherapeuten
Entwicklung begleiten, Störungen vorbeugen, Defizite ausgleichen
von Ulrike de Langen-Müller
p>Die Sprachentwicklung nimmt eine zentrale Stellung in der Gesamtentwicklung des Kindes ein. Sie ist zum einen Ausdruck der voranschreitenden kognitiven Entwicklung, aber ebenso deren Medium zur weiteren Ausdifferenzierung. In den meisten Fällen greift beides kontinuierlich und für den Laienbeobachter unbemerkt ineinander. Eltern stellen dann mit Freude fest, wie Geist und Redefähigkeit bei ihren Kindern erwachen und wachsen.
Verläuft die Entwicklung aber nicht normgerecht, was bei 5% bis 9% der Kinder im Vorschulalter der Fall ist, kann eine Vielzahl von Folgeproblemen entstehen. Zum einen innerhalb des sich entwickelnden Sprachsystems selbst, weil Schwierigkeiten in zunächst nur einem sprachlichen Bereich sich auf die anderen auswirken. Steht zum Beispiel kein ausreichender Wortschatz zur Verfügung, fehlt die Grundlage für die Entwicklung von Mehrwortäußerungen und die Ausdifferenzierung der Grammatik. Nach Dannenbauer (2001) kann eine so genannte spezifische Sprachentwicklungsstörung auch eine Anhäufung von Entwicklungsproblemen nach sich ziehen. 40% bis 70% der Kinder mit Artikulationsstörungen oder Sprachentwicklungsverzögerungen im Vorschulalter haben später bedeutsame Schwierigkeiten beim Erwerb der Schriftsprache. Über 90% dieser Kinder haben gravierende Schulleistungsprobleme. Sprachverständnisstörungen führen zu einer Überforderung der Kinder im sprachbeherrschten Schulunterricht. Insgesamt besteht die Gefahr, dass Sprache nur eingeschränkt als Instrument geistiger Prozesse wie Gedächtnis, Schlussfolgern oder Problemlösen dienen kann, so dass sich Lernprobleme entwickeln können. Manchmal bis zum messbaren Absinken der nonverbalen Intelligenz. Auch die Entwicklung von Problemverhalten und psychiatrischen Auffälligkeiten ist unter den sprachentwicklungsgestörten Kindern überproportional hoch.
Sprachförderung wird zum Zauberwort
Eine gesunde und differenzierte Sprachentwicklung öffnet viele Türen zur erfolgreichen Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Andererseits sind Kinder mit fortbestehenden sprachlichen Schwierigkeiten benachteiligt und ihre zunächst vielleicht kleinen Abweichungen von der Norm können sich zu Störungen mit Krankheits- oder Behinderungswert auswachsen. So wird Sprachförderung zum Zauberwort. Sie soll
- gesunde Kinder optimal begleiten, um ihnen sozialen wie schulischen Erfolg zu ermöglichen und sie für eine medien- und kommunikationsdominierte Umwelt stark zu machen;
- Kinder mit Entwicklungsrisiko richtig fördern, um einer Sprachentwicklungsstörung vorzubeugen;
- bei bereits manifesten Sprachentwicklungsstörungen helfen, Defizite aufzuholen und der Spirale der Entwicklungsstörungen zu entkommen, dann sprechen wir allerdings von Sprachtherapie.
Sprachförderung und Sprachtherapie
Sprachförderung setzt im Prinzip bei allen Kindern an. Da hierbei aber die Ziele ganz erheblich variieren, sind auch die zuständigen Personen, die Förderorte und die Methoden zu unterscheiden. Theoretisch muss man unterscheiden zwischen
- allgemeinen pädagogisch-sprachfördernden Maßnahmen in der Erziehungsarbeit;
- spezifischen Förderstrategien in Präventionsprogrammen;
- spezifisch sprachtherapeutischen Methoden, die nur bei manifesten Störungen zum Einsatz kommen.
Die Abgrenzung bleibt in der Praxis nicht so deutlich, so kann z.B. die Therapie einer Störung wiederum als Vorbeugung von Folgeproblemen wirken. Sie zeigt aber, dass eine Fähigkeit oder Funktion zu fördern, nicht zwingend bedeutet, sie als defizitär, sondern zunächst einmal nur als funktional bedeutsam und positiv beeinflussbar erkannt zu haben. Somit ist Sprachförderung auch ein Thema der Elternhäuser und Regelkindergärten. Umgekehrt gilt aber, dass, wenn ein Risiko für eine Sprachentwicklungsstörung oder ein Defizit erkannt wurde, das betroffene Kind frühzeitig und sachgerecht gefördert werden muss (vgl. Sozialgesetzbuch IX). Geeignete Personen hierfür sind Sprachtherapeuten, aber auch entsprechend qualifizierte Psychologen, Sonder- und Heilpädagogen in sozial-pädiatrischen Zentren, schulvorbereitenden Einrichtungen des Kultusministeriums oder Frühfördereinrichtungen privater Träger. Bei Feststellung der medizinischen Notwendigkeit besteht ein gesetzlicher Anspruch auf das Heilmittel Sprachtherapie (Sozialgesetzbuch V), wie es in freien Praxen, pädagogisch-therapeutischen und klinischen Einrichtungen durchgeführt wird.
Förderung muss zum richtigen Zeitpunkt einsetzen
Für die psychischen und motorischen Funktionen des Menschen nimmt man heute an, dass sie einem biologisch gesteuerten Reifungsprozess unterliegen, für den bestimmte Zeitfenster zur Verfügung stehen. So auch für die Sprachentwicklung. Will man für die Förderung natürliche Spracherwerbsmechanismen ausnutzen, sind das vor allem die ersten drei Lebensjahre. Auch später kann man die Sprachentwicklung zwar noch beeinflussen, muss dann allerdings zunehmend auf Methoden des Zweitspracherwerbs zurückgreifen. Die gelten aber für den Erwerb der Muttersprache eher als Behelf. Zudem kämpft man dann unter Umständen bereits gegen automatisierte Fehler und mit den Folgeproblemen, die ein Kind entwickelt hat, wenn sein Sprachsystem unter erschwerten Bedingungen starten musste. Bedenkt man zusätzlich, wie sensibel die Sprachentwicklung mindestens schon von Geburt an auf Entwicklungsanreize und Reaktionen der Umwelt reagiert, wird die Bedeutung der rechtzeitigen Sprachförderung erneut deutlich.
Den Förderbedarf eines Kindes zu ermitteln noch bevor sich sprachliche Auffälligkeiten manifestieren, ist bislang – außer bei Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten – kaum möglich. Die frühen spracherwerbsrelevanten Entwicklungsmechanismen entziehen sich der direkten Beobachtbarkeit. Neurobiologie, Sprachwissenschaft und Entwicklungspsychologie können derzeit nur erste Kriterien zur Verfügung stellen, anhand derer Risiken innerhalb des ersten Lebensjahres erkannt werden können. Aussagekräftige Verfahren für die systematische Diagnostik stehen ab dem zweiten Lebensjahr zur Verfügung. Das Auftreten erster Sprachauffälligkeiten kann deshalb bislang kaum verhindert werden. Demnach ist es eine schwierige Aufgabe, die Entwicklung optimal zu unterstützen, ohne zu stigmatisieren oder zu übersehen, ohne zu pathologisieren oder zu verpassen.
Sprachförderung in den ersten Lebensjahren: Eltern tun es intuitiv
Spracherwerb beginnt lange bevor das Kind sprechen kann. Und so setzt auch die Sprachförderung im Elternhaus nicht erst mit dem Auftauchen der ersten Wörter mit ca. einem Jahr ein, sondern spätestens bei der ersten Kontaktaufnahme nach der Geburt. Eltern nehmen Blickkontakt auf, kommunizieren mimisch, körperlich und stimmlich. Sie beantworten das Lallen und die „Experimente“ rund um den Mund. Sie bieten Lautmalereien, erste Lieder, Spiele und Reime an. Eine Mutter versprachlicht die Handlungen, die sie bei der Pflege, beim Füttern, Spielen und Necken mit ihrem Kind vollzieht. Sie interpretiert die stimmlichen Äußerungen ihres Kindes und plaudert mit ihm als würde es sie verstehen. Dabei gebrauchen Mütter eine typische Sprachform – die Ammensprache. Sie ist durch zahlreiche Wiederholungen, überdeutliche Mimik, Gestik und Betonung und eine den Fähigkeiten des Kindes intuitiv angepasste Komplexität der Äußerungen gekennzeichnet. Damit ist sie gut geeignet, um die Aufmerksamkeit des Kindes zu binden und ihm erste sprachliche Lernziele zu vermitteln: z.B. die prosodische Struktur der Sprache, ihre Benennfunktion oder erste Regeln des kommunikativen Hin und Her. Sprachförderung im ersten Lebensjahr folgt also einer „intuitiven elterlichen Didaktik“.
Auch im zweiten und dritten Lebensjahr, wenn der Aufbau des Wortschatzes, die Ausdifferenzierung des Lautsystems und der Grammatik anstehen, haben Eltern viele intuitive Sprachförderstrategien in ihrem Repertoire:
Kinderlieder und Reime vermitteln – der kindlichen Aufmerksamkeitsspanne angepasst – Sprachrhythmus, lautliche und syntaktische Strukturen;
– Beim gemeinsamen Spielen und Betrachten von Bilderbüchern erfolgt Erkennen, Benennen und das Verstehen von Zusammenhängen;
– Eltern und Kinder richten ihre Aufmerksamkeit auf ein Objekt oder eine Handlung und benennen, was sich im „Lichtkegel ihrer Aufmerksamkeit“ abspielt;
– Eltern bieten dasselbe Wort wiederkehrend in verschiedenen Zusammenhängen an, heben es aus dem Sprechfluss heraus, unterstützen so den Aufbau des Wortschatzes und eines semantischen Netzwerkes;
– Sie setzen „korrigiertes Feedback“ ein, d.h. sie wiederholen die unvollständigen und fehlerhaften Äußerungen ihrer Kinder in einer richtigen Form, ohne jedoch direkt auf Fehler aufmerksam zu machen oder gar zum Nachsprechen aufzufordern;
– Mit zunehmendem Alter des Kindes erweitern sie dessen Äußerungen um zusätzliche Informationen oder Satzelemente;
– Sie ermuntern zum Sprechen, fragen nach;
– Sie beantworten geduldig die Warum-Fragen der Kinder und liefern damit Modelle für Nebensatzkonstruktionen.
Sprachentwicklung ist zwar ein biologischer Reifungsprozess, aber die konstruktiven Aufgaben des Kindes dabei gelten ebenso als unbestritten. Kinder lernen die Sprache ihrer Umgebung und brauchen das Sprachangebot für die Entwicklung ihrer Fähigkeiten. Bezugspersonen haben hierbei Vorbildfunktion, denn die komplexe Aufgabe, das Regelwerk von Lautmustern, Wortgrenzen und Satzstrukturen aus dem Sprachfluss herauszulösen, benötigt Deutlichkeit und Redundanz im sprachlichen Angebot. Auch den sozial-kommunikativen Umgang mit Sprache schauen sich Kinder ihrer Umgebung ab. Ebenso zeigen Forschungsergebnisse, dass der elterliche Umgang mit Fernsehen, Computer und Büchern die Sprach- und Leseentwicklung von Kindern mitbestimmt.
Sprachförderung in Kindertagesstätten: unspezifisch, aber professionell
Im Wesentlichen gelten für die Arbeit in Krippen und Kindergärten die gleichen o.g. Prinzipien der Sprachförderung. Erzieherinnen können dabei aber auf einen größeren Fundus von Spielen und Bastelanregungen, Liedern und Reimen, Materialien und Musikinstrumenten zurückgreifen. Vielfältig ist der Schatz an Ratgebern und Anleitungen zur Gestaltung des Kindergartenjahres und es gibt kaum ein Spiel, bei dem nicht die Förderung sprachlicher oder kommunikativer Fähigkeiten zumindest ein Nebeneffekt wäre. Kinder werden in der Gruppe, im Gespräch und in der Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen auch gefordert, ihr vertrautes familiäres Kommunikationsverhalten zu erweitern. So ist Kindergarten Sprachförderung.
Bei sprachlichen Auffälligkeiten erfüllen Erzieherinnen eine Alarmfunktion. Sie können zudem besorgte Eltern unterstützen und Kontakt zu Förderstellen herstellen. Bei entsprechender Anleitung durch die Sprachtherapeutin, die ggfs. die Behandlung des betroffenen Kindes übernommen hat, können sie auch hilfreich an der gezielten sprachlichen Förderung mitwirken. Dabei verbieten die Grenzen der Berufsbilder sowie die Komplexität von Sprachstörungen und ihren spezifischen Behandlungsmethoden es der verantwortungsbewussten Erzieherin aber, selbständig diagnostisch und therapeutisch aktiv zu werden. Obwohl seitens der Politik zunehmend Erwartungen in diese Richtung an die Erzieherinnen herangetragen werden. Flächendeckende Sprachstandserhebungen und Sprachübungsprogramme werden gefordert, ohne dass die geeigneten Methoden bzw. ausreichend qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen. Unter dem Druck der Politik haben einzelne Bundesländer Verfahren zur Sprachdiagnostik mit der heißen Nadel zusammengestrickt, die zum Teil sang- und klanglos wieder vom Markt verschwanden, anstatt auf evaluierte Methoden zurückzugreifen.
An Sprachübungsprogrammen aber haben sich in letzter Zeit zumindest zwei einen Namen gemacht. Zum einen das Würzburger Trainingsprogramm zur phonologischen Bewusstheit von Küspert & Schneider (1999). Seine Papierversion – es gibt auch eine Computerversion, deren Therapie ergänzende Verwendung aber geschulten Sprachtherapeuten vorbehalten bleiben sollte – bietet systematisch aufgebaute Übungen für tägliche Sitzungen über mehrere Monate. In der Gruppe wird spielerisch gelernt, die Form von Sprache unabhängig von ihrer Bedeutung zu betrachten: z.B. werden Wort- und Satzlängen beurteilt, Verse gesprochen und Reime gesucht. Das phonologische Bewusstsein wurde als eine Schlüsselfunktion insbesondere des späteren Schriftspracherwerbs erkannt. Seine Förderung kann wesentlich zur Prävention der Lese-Rechtschreibschwäche beitragen und ggfs. auch die artikulatorischen Fähigkeiten verbessern.
Das zweite Sprachtrainingsprogramm, das derzeit geradezu euphorisch in Kindertagesstätten Einzug hält, ist das Kon-Lab-Programm von Penner (2002). Es basiert auf Ergebnissen einer großen Spracherwerbsstudie, die bei Kindern spezifische Probleme bei der Erkennung des Wortrhythmus, der Pluralbildung, des Frage-Verständnisses und der Artikel-Verwendung fand. Speziell fortgebildete Erzieherinnen trainieren in Kleingruppen die Kinder täglich eine Viertel Stunde mit Hilfe von aufgabenspezifischen Bildersätzen und multimedialen Spielen in diesen speziellen Problembereichen.
Beide Projekte sind für die Prävention von Sprachentwicklungsstörungen viel versprechend und als kontrollierte Interventionsstudien ein wichtiger Mosaikstein in der weiteren Konzeption der Sprachförderung in Kindergärten. Sie dürfen aber aufgrund der Vielschichtigkeit kindlicher (Sprach-)entwicklung und der wechselseitigen Abhängigkeit sprachlicher, kognitiver und sozial-emotionaler Entwicklung nicht überbewertet werden. Gefährlich ist, wenn – wie in letzter Zeit häufiger in der Tagespresse geschehen – die Wirksamkeit eines solchen Programms benutzt wird, andere Methoden in der Öffentlichkeit als unwirksam darzustellen. Der langfristige Nutzen einer Sprachförderung nach dem Gießkannenprinzip ist noch nicht erwiesen. Solange ist es sinnvoll, sich mit einer guten Sprachstandserhebung der Komplexität des Problems zu stellen und die individuellen Förderbedürfnisse von Kindern zu ermitteln.
Sprachförderung bei Entwicklungsrisiken: Früherkennung und Elterntraining
Bei Entwicklungsrisiken beginnt die Sprachförderung mit der Früherkennung. Verläuft die Entwicklung nicht erwartungsgemäß, worauf Eltern meist spätestens im dritten Lebensjahr des Kindes besorgt und verunsichert reagieren, sollten sie sich schnell um fachlichen Rat bemühen. Die Wahrnehmung der ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen allein ist dabei nicht immer ausreichend. Eine aussagekräftige Sprachentwicklungsdiagnostik muss umfangreicher sein, als das gelbe Vorsorgeheft es für die U 7 bis U 9 vorsieht. Die von Grimm und Mitarbeitern entwickelten Elternfragebögen ELFRA 1 und 2 (Grimm & Doil 2000) sowie die Sprachentwicklungstests SETK 2 und 3-5 (Grimm 2000, 2001) lassen bereits mit einem Jahr eine Risikofeststellung bzw. ab zwei Jahren die Untersuchung einer Sprachentwicklungsstörung zu. Diese Untersuchungsverfahren stehen manchen Kinderärzten, auf jeden Fall aber spezialisierten Sprachtherapeuten zur Verfügung, die mit Kinderärzten zusammen arbeiten. Auf dieser Grundlage sollte eine Beratung, die Elternanleitung zum häuslichen Üben, die Vermittlung an eine Frühförderstelle oder vielleicht sogar eine erste Sprachtherapie erfolgen. Wichtig ist, dass die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung auf der Grundlage eines ausführlichen Gespräches und einer angemessenen Sprachdiagnostik erfolgt – so nimmt man Eltern die Sorge, etwas zu verpassen, man ist weder voreilig noch bewertet man etwas über, sondern hilft, dass Eltern sich ernst genommen und stark genug fühlen, die Entwicklung ihres Kindes positiv zu beeinflussen.
Elternberatung und -training haben bei Sprachauffälligkeiten aus mehreren Gründen eine wichtige Funktion. Grimm (1995) fand bei Müttern spracherwerbsgestörter Kinder Kommunikationsmuster, die eher Störungsbewusstsein erzeugen und Sprechfreude abbauen. Besorgte Eltern kommunizieren anders. Ein Fakt, der sich vor allem negativ auswirkt, wenn Eltern glauben, bei ihrem Kind mache sich ein Stottern bemerkbar. Die Kinder spüren die Sorge der Erwachsenen und das stört die Sprachentwicklung häufig nur noch mehr. Zudem benötigen die Kinder aufgrund ihres Erwerbsproblems ein verstärktes Angebot der sprachlichen Modellstrukturen. Deshalb kann es ein Ziel sein, den Bezugspersonen ihre intuitiven Sprachförderstrategien bewusst zu machen, sie zu erweitern und zu trainieren. Hierzu gibt es spezielle Elterntrainingskonzepte, in denen Sprachtherapeuten mit Eltern gezielte Förderstrategien einüben. Dies geschieht anhand von Videoanalysen in der Gruppe oder in der Mutter-Kind-Dyade. Ritterfeld (2001) hat wertvolle Beratungsbögen veröffentlicht, in denen Eltern die wesentlichen Strategien verständlich aufgezeigt werden. Auch die Info-Broschüren der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik zu kindlichen Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen helfen weiter, da schon ein verbesserter Informationsstand die erlebte Belastung verringern kann. Demgegenüber vertrösten leider noch immer viele Ärzte besorgte Eltern auch Vierjähriger mit einem „das wird schon“. Das wird dem aktuellen Fachwissen über die frühen Sprachkompetenzen gesund entwickelter Kinder nicht gerecht. Bestehen nach dem Besuch beim Kinderarzt also dennoch Zweifel, sollte ein Spezialist für die Untersuchung und Behandlung von Sprachstörungen aufgesucht werden. Akademische Sprachtherapeuten oder Logopäden dürfen zwar ohne ärztliche Verordnung nicht behandeln, können aber beratend helfen.
Die vollständige Fassung einschließlich der Literaturhinweise ist über die Geschäftsstelle erhältlich.
Dr. Ulrike de Langen-Müller leitet die sprachtherapeutische Ambulanz einer Reha-Klinik in Bad Griesbach und ist Öffentlichkeitsreferentin des Deutschen Bundesverbandes der akademischen Sprachtherapeuten (dbs)
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