fK 6/10 Grusswort

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Grußwort der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder

für die Jahrestagung 2010 der Deutschen Liga für das Kind zum Thema „Väter in neuer Verantwortung“

Vor knapp 50 Jahren prägte der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich den Begriff der „vaterlosen Gesellschaft“: „In den Schattenbereich der Berufsausübung verbannte Väter erfüllen neben der gemüthaft ausgleichenden noch eine zweite Aufgabe nicht: ihren Kindern anschauliche Lebenspraxis zu vermitteln“, schrieb er 1963. Wie sich die Zeiten doch ändern! Ob in Kindergärten, Schulen, auf Spielplätzen oder im privaten Umfeld: Engagierte Väter sind allgegenwärtig. Windeln wechseln und Tränen trocknen können sie so souverän wie man es lange nur Müttern zugetraut hat. Die Bereitschaft junger Männer, für die Kinder beruflich kürzer zu treten, ist so groß wie nie zuvor: Rund 60 Prozent der Männer – Kinderlose wie Väter – erklären sich heutzutage grundsätzlich bereit, Elternzeit zu nehmen. Ihr wichtigstes Motiv dabei ist, mehr Zeit mit ihrem Kind verbringen zu können.

Ob aus dieser grundsätzlichen Bereitschaft auch entsprechendes Handeln folgt, ist auch eine Frage der Rahmenbedingungen. Zeit für familiäre Verantwortung zu haben, ohne dafür den Beruf an den Nagel hängen zu müssen – das ist heute gleichermaßen ein Bedürfnis von Frauen und Männern. Dazu brauchen sie Partner, und zwar im doppelten Sinne: Partner in der Elternbeziehung, die gemeinsam Verantwortung übernehmen, und Partner in der Arbeitswelt – Arbeitgeber, die bereit sind, ihren Mitarbeitern durch flexible Arbeitsbedingungen Zeit für Verantwortung zu geben. Beides möchte ich unter anderem mit dem Ausbau des Elterngeldes fördern. Vier statt bisher zwei Partnermonate unterstützen aktive Väter und die partnerschaftliche Fürsorge. Ein Teilelterngeld, das mit Teilzeitarbeit kombinierbar ist, gibt Eltern mehr Flexibilität bei der gemeinsamen Gestaltung von Familien- und Arbeitsleben.

Wichtige Partner der Familien sind auch Verbände wie die Deutsche Liga für das Kind: Sie hat in den vergangenen Jahren mit ihrem Einsatz für Kinder in der ersten Lebensphase wichtige Akzente gesetzt und trägt dazu bei, dass in der gesellschaftlichen Debatte über neue Rollen von Müttern und Vätern die Perspektive der Kinder nicht zu kurz kommt. Ich bin überzeugt, dass die Deutsche Liga für das Kind auch mit ihrer Jahrestagung 2010 unter dem Motto „Väter in neuer Verantwortung“ wertvolle Anregungen und Impulse für die Familien- und Gleichstellungspolitik beisteuern wird.

Ich jedenfalls wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine interessante Tagung mit anregenden Gesprächen – und nicht zuletzt auch viele aktive Väter in den eigenen Reihen, deren persönliche Erfahrungen die Diskussion bereichern!

Dr. Kristina Schröder

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