fK 3/00 Kurek

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Plädoyer für den Aufbau von Adoptivkinderdiensten

von Ines Kurek-Bender

Viele Fachkräfte und erfahrene Adoptiveltern sind davon überzeugt, dass Adoptivfamilien eine den Pflegefamilien vergleichbare professionelle Begleitung benötigen. Denn auch Adoptivkinder sind „fremdplazierte“ Kinder. Durch die Möglichkeit der offenen Adoption und des damit verbundenen offeneren Umgangs mit der Situation – zweierlei Eltern zu haben – muss zum Wohl des Kindes eine Begleitung durch spezialisierte Fachkräfte oder qualifizierte Pflege- und Adoptiveltern angeboten werden.

In dem Referentenentwurf zum Ausführungsgesetz zur Regelung von Rechtsfragen auf dem Gebiet der internationalen Adoption (Haager Konvention) ist vorgesehen, dass die Vermittlungsdienste eine Begleitung auch nach vollzogener Adoption wahrnehmen müssen. In § 9 (Adoptionsbegleitung) des Entwurfs heißt es: „Ein im Ausland angenommenes Kind unterliegt im Inland für einen Zeitraum von zwei Jahren der Beobachtung durch das zuständige Jugendamt bzw. die Vermittlungsstelle.“

Notwendig ist, dass sich Adoptionsvermittlungsstellen zu Adoptivkinderdiensten entwickeln. Vergleichbar den Pflegekinderdiensten wären diese dann um gute Kontakte zu Herkunftsfamilien, Adoptierten und Adoptiveltern bemüht. Organisationsformen wären möglich, die sich im Pflegekinderbereich bereits bewährt haben: die Beratungsstelle eines freien Trägers der Jugendhilfe bereitet die Adoptivbewerber vor. Die Vermittlungsstelle führt die Überprüfung durch und vermittelt das Kind. Anschließend übernimmt der freie Träger die Begleitung der Familie. Beide Dienste stehen untereinander in Verbindung und tauschen Informationen und Erfahrungen aus.

Eine Erweiterung der Adoptionsvermittlungsstellen zu Adoptivkinderdiensten würde eine größere Offenheit bei der Adoption von Kindern unterstützen. Zweierlei Familien zu haben käme aus dem Tabubereich heraus, vergleichbar dem Umgang mit Scheidungskindern. Die verschiedenen Familienformen wie Ein-Eltern-, Zwei-Eltern-, Scheidungseltern-, Pflege- und Adoptivelternfamilien könnten sich gleichberechtigt in der Öffentlichkeit darstellen und würden entsprechend behandelt werden. Statt Abgrenzung würden dann vermutlich mehr die Gemeinsamkeiten gesucht und vermittelt werden: alle Kinder könnten davon profitieren.

Ines Kurek-Bender ist Adoptiv- und Pflegemutter und Vorsitzende des PFAD – Bundesverband der Pflege- und Adoptivfamilien

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