fK 2/11 Koch

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Die Folgen von Trennung und Scheidung

Wie wir den Kindern helfen können

von Claus Koch

In Deutschland wird heutzutage nahezu jede dritte Ehe geschieden, in den Großstädten sind es noch mehr. Wie viele Kinder betroffen sind, lässt sich nicht einfach ermitteln, denn die Statistiken darüber sind uneinheitlich, zum Teil nur schwer zu finden oder gar nicht vorhanden.

Immerhin gab es laut Statistischem Bundesamt Baden-Württemberg im Jahr 2009 18.500 neue Scheidungskinder in diesem Bundesland – rechnet man diese Zahl auf einen Bundesdurchschnitt hoch, kommt man gut und gerne auf bis zu 200.000 Scheidungskinder jährlich. Berücksichtigt man die letzten 20 Jahre, als es mit den Scheidungsraten kontinuierlich bergauf ging, dann geht die Zahl der Kinder, die eine Trennung ihrer Eltern erlebt haben, mittlerweile in die Millionen, eingerechnet die Kinder aus nichtehelichen Beziehungen, die in solchen Statistiken noch gar nicht berücksichtigt sind.
Andersherum: Geht man von gut 80 Prozent „intakten“ Familien mit Kindern aus, wie sie das Statistische Bundesamt ausweist, ist immerhin fast jedes fünfte Kind in Deutschland davon betroffen, in einer Familie mit nur einem Elternteil aufzuwachsen, wofür meistens Trennung und Scheidung der Eltern der Grund ist.

Da es auf der Hand liegt, dass für Kinder eine Trennung oder Scheidung ihrer Eltern psychosoziale Folgen hat, kommen wir mit diesen Zahlen auf eine Dimension, die erheblichen Einfluss auf das Wohl unserer Kinder hat, aber auch Auswirkungen auf alle Institutionen, die mit ihrer Erziehung und Bildung zu tun haben wie Kinderkrippen, Kindergärten, Kindertagesstätten, Schulen und Horte. Auch Kinderärzte, Therapeuten und Juristen begegnen diesem Problem in ihrer täglichen Praxis und werden mit seinen Folgen konfrontiert.

Obwohl in nahezu sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen, die mit Kindern zu tun haben, Kinder aus getrennten und geschiedenen Familien anzutreffen sind, liegen in Deutschland nur wenige oder gar keine wissenschaftliche Studien vor, die sich nicht nur mit den kurzfristigen, sondern auch mit den langfristigen Folgen von Trennung und Scheidung für die hiervon betroffenen Kinder – und damit für die Gesellschaft insgesamt – – befassen. Darüber, wie sich der vergleichsweise hohe Anteil von Trennungskindern auf die oben genannten Institutionen womöglich auswirkt, wird bislang häufig nur – und dies oft abfällig in Zusammenhang mit „Verhaltensstörungen“ – – spekuliert, wobei die dort Beschäftigten, seien es Erzieherinnen oder Lehrer, die psychosozialen Folgen zumindest kennen müssten, um sich entsprechend darauf einzustellen, und ggf. auch (mit)helfen zu können.

Doch wie gravierend sind die Folgen eigentlich? Darüber wird heute, auch unter Fachleuten, immer wieder heftig gestritten, zumal das Thema, wie es häufig in Zusammenhang mit der Erziehung von Kindern anzutreffen ist, ideologisch besetzt und auch oft aus der eigenen Biographie heraus und auf der Grundlage zufälliger „Alltagsbeobachtungen“ angegangen wird. So findet sich denn auch in diversen Elternratgebern, deren Titel von „Glückliche Scheidungskinder“ (Remo Largo) bis „Kinder wollen keine Scheidung“ (Helge-Ulrike Hyams) reichen, die ganze Bandbreite von Meinungen wieder.

Im Folgenden soll es deshalb darum gehen, in dieser Frage etwas mehr Klarheit zu gewinnen, – besonders unter dem Aspekt, wie wir diesen Kindern helfen können, damit sie – – genau wie alle anderen – – in ihrem Leben gut zurechtkommen und die Trennung ihrer Eltern adäquat verarbeiten können. Um es gleich vorweg zu sagen: Diese Möglichkeit besteht, sie bewahrheitet sich für die meisten der betroffenen Kinder, aber sie ist nicht umsonst zu haben.

Trennung und Scheidung – alle Kinder sind betroffen
Die Tatsache, dass Trennung und Scheidung heutzutage schon fast zum „Normalfall“ geworden sind, hat tatsächlich eine positive Seite. Kinder, deren Eltern sich getrennt oder geschieden haben, sind keine Ausnahme mehr, sondern zahlreich anzutreffen. Es gibt Schulklassen in deutschen Großstädten, in denen bis zur Hälfte Kinder aus geschiedenen Ehen anzutreffen sind – aus einem geschiedenen Elternhaus zu kommen ist also längst keine Besonderheit mehr. Bis auf Ausnahmen werden sie nicht mehr stigmatisiert oder ausgegrenzt, genauso wenig wie Kinder aus „nichtehelichen“ Verhältnissen. Dieser Sachverhalt eröffnet betroffenen Kindern die Möglichkeit, sich mit anderen Kindern auszutauschen, mit ihnen über ihre jeweiligen Erfahrungen zu sprechen, und dabei sogar den einen oder anderen Tipp zu bekommen, wie man am besten damit fertig wird, wenn seine Eltern sich trennen (oder sogar, welche Vorteile sich aus dieser Situation ergeben können). Und auch die Eltern können mit anderen Eltern, die diese Erfahrung gemacht haben, im Rahmen der genannten Institutionen das Gespräch suchen.

Insgesamt gibt diese Situation Kindern gerade in der akuten Zeit der Trennung, wenn ihre Eltern noch sehr mit den eigenen Sorgen, Ängsten und Nöten beschäftigt sind, Mut, selbst mit der Trennung ihrer Eltern fertig zu werden, weil sie ihren Kummer und manchmal ihre Verzweiflung nicht als Einzelschicksal erleben müssen, sondern feststellen, dass andere sie auch „überlebt“ haben und anschließend ganz gut damit klarkamen.

Für Kinder aus „intakten“ Elternhäusern wiederum verlieren Trennung oder Scheidung ihrer Eltern – zumindest auf den ersten Blick – ihren Schrecken, da sie die Erfahrung machen, dass ihre Freundinnen und Freunde, die zumeist mit einer alleinerziehenden Mutter zusammenleben, in der Regel gut mit dieser Situation hinkommen.

Die wenig beachtete Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass Kinder heute mehr als früher Angst davor haben, dass ihre Eltern sich trennen könnten, denn sie kennen ja so viele, bei denen dies passiert ist. Selten äußern sie diese Angst, auch wenn sie älter sind, direkt, aber sie begleitet sie, zum Beispiel, wenn ihre Eltern sich laut vor ihnen streiten und der eine oder die andere von ihnen auch schon mal mit dem baldigen Auszug droht. Für diese Angst gibt es einen einfachen Grund: Kinder wollen einfach nicht, dass sich ihre Eltern trennen. Sie wollen, dass ihre Eltern zusammenbleiben, möglichst lange und aus ihrer Perspektive und je jünger sie sind, dies möglichst ein Leben lang.

Kinder wollen, dass ihre Eltern zusammenbleiben
Ob bei der neuesten Shellstudie oder der letzten Studie von „World Vision“ – an erster Stelle wünschen sich Kinder eine Familie, in der sie sich wohl fühlen. Die Eltern stehen dabei hoch im Kurs, und die meisten der Kinder sind mit ihrer Situation erstaunlich zufrieden. In einer Welt, in der auch der Druck auf Kinder ständig wächst und die sich vor ihren Augen permanent verändert, ist das kein Wunder. Sie brauchen zumindest bis zum Teenageralter ein „Zentrum“ oder „Basislager“, das ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Schutz gibt, zu dem sie sich zugehörig und wo sie sich geliebt fühlen. Mit zwei Eltern, die sich gut verstehen, ist dies aus ihrer Sicht am besten gewährleistet. , kKein Wunder also, dass Kinder diesbezüglich ausgesprochen „konservativ“ fühlen und denken. Und dass sie Angst davor haben, dass dieser „Zufluchtsort“ vor ihren Augen verloren geht, zumindest aber spürbare Risse bekommt. Eltern, die ihren Kindern gut zureden, es sei doch besser, wenn Mama und Papa sich trennen, stimmen Kinder zwar manchmal zu, aber nur, weil sie Angst haben, in dem ganzen Wirrwarr, der um eine Trennung meistens entsteht, noch mehr zu stören, und vielleicht weil sie fürchten, auch noch die Liebe und das Wohlwollen des verbleibenden Elternteils zu verlieren. Abgesehen von „Härtefällen“ wollen Kinder, dass ihre Eltern zusammenbleiben, auch wenn sie fortan in getrennten Betten schlafen und tagsüber getrennte Wege gehen.

Denn zunächst stellt die Trennung für sie eine Tragödie dar. Wenn die Mutter oder – wie in den meisten Fällen – der Vater auszieht, geht für sie unwiederbringlich eine Lebensphase zu Ende, und sie wissen, dass ihr Leben nie mehr so sein wird wie vorher. Hinzu kommt die große Unsicherheit, die besonders das kleine Kind in seinem Innersten empfindet: Wenn der eine geht, warum dann irgendwann nicht auch der andere? Lehrer berichten von Kindern, die sich nach der Schule nicht mehr nach Hause trauen aus Angst, dort niemanden mehr anzutreffen. Das müssen wir erst nehmen.

Wer hat Schuld?
Je unverständlicher uns – ob groß oder klein – ein Ereignis vorkommt, desto mehr suchen wir nach Gründen, warum es eingetreten ist. Verschwörungstheorien finden hier häufig ihren Ausgangspunkt. Um sich die Trennung der Eltern zu erklären, suchen besonders, aber nicht nur kleine Kinder deswegen häufig die Schuld bei sich, so „irrational“ uns Erwachsenen dies auf den ersten Blick erscheinen mag. „Irgendwo dran muss es doch liegen“, fragen sie sich, wenn beide Eltern doch sagen, dass es ihnen Leid tut und sie diesen Schritt selbst eigentlich gar nicht gehen wollen, zumindest einer oder eine von ihnen. Dann fragen sie sich, warum dieser Bruch, diese Trennung überhaupt eintritt und ohne ihre Beteiligung vollzogen wird. Andere Eltern streiten sich doch auch und trennen sich nicht, das wissen sie von ihren Freunden. Der Weg dahin, sich selbst die Schuld zu geben, ist dann nicht mehr weit, unterstützt vom Ohnmachtgefühl, das alle Kinder in dieser Situation begleitet. Schließlich machen sie in einer existentiellen Frage ihres Lebens die Erfahrung, nicht gefragt zu werden. Sätze, die das Kind vielleicht aufgeschnappt hat, wie „Du machst uns alles nur noch viel schwieriger“ oder „Wenn das Kind nicht wäre, wäre ich schon lange weg“, lassen sich auch so verstehen, dass ohne Kind eben alles einfacher und besser wäre. Suizidgedanken bei älteren Kindern, insbesondere wenn sich Eltern über Jahre hinweg über das Sorge- und Besuchsrecht und über die Finanzen gestritten haben und weiterhin streiten, finden hier ihren Ausgangspunkt. „Ich bin schuld, dass sie sich ständig streiten, dass niemals Ruhe einkehrt.“ „Es ist alles nur wegen mir.“ „Wenn ich verschwinde, kehrt wieder Ruhe ein.“

Deswegen ist es die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern immer wieder – und dies nicht nur mit Worten! – zu sagen, dass nicht sie Schuld an der Trennung sind, sondern die Verantwortung dafür einzig und allein bei den Eltern liegt. In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, dass Eltern die beabsichtigte Trennung vor den Kindern niemals versuchen zu verheimlichen, sondern ihnen altersentsprechend ihren Entschluss gemeinsam mitteilen. Dabei kann es nicht darum gehen, dem Kind die Trennung auf rationaler Ebene mit vielen Worten verständlich zu machen, sondern es fühlen zu lassen, dass beide Eltern weiterhin wie bisher für das Kind da sein werden. Da sich das Kind oder die Kinder ein Leben lang an dieses Gespräch erinnern werden, muss es gut vorbereitet sein, eventuell auch unter Zuhilfenahme von Freunden und Bekannten. Es geht jetzt darum, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen, und dem Kind das Gefühl zu nehmen, es selbst habe zu diesem Entschluss beigetragen. Die meisten Eltern bekommen das gut hin und man muss sie darin unterstützen, ob als Freunde, Bekannte, Erzieherin, Lehrerin, Mediator, Arzt oder Therapeut.

Die wissenschaftliche Forschung
Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die zeigt, dass Kinder zum Zeitpunkt der Trennung ihrer Eltern darüber glücklich sind, dass ihre Eltern sich trennen – außer es kam in der Familie zu massiven Ausbrüchen von Gewalt zwischen den Eltern und auch gegenüber dem Kind, meist verbunden mit traumatischen Erfahrungen bei den Eltern selbst bzw. Alkoholkrankheit oder Drogengebrauch. Es gibt auch keine wissenschaftliche Theorie, die dies nahe legen würde. Ob Bindungstheorie, Psychoanalyse oder andere psychologische Entwicklungstheorien, alle betonen den immensen Einfluss, den Eltern und deren gemeinsame Beziehung zum Kind auf dessen zukünftige psychische Entwicklung haben, und dies nicht nur in den ersten Lebensjahren. Dass für Kinder – unter nicht prekären Umständen – – das Modell „zweier Eltern“ die günstigste Startbedingung ins Leben darstellt, dürfte auf der Grundlage nahezu aller Forschungsergebnisse unumstritten sein. Umgekehrt konnten bindungstheoretisch orientierte empirische Studien nachweisen, dass Trennungen und Scheidungen einen „unsicheren Bindungsstil“ bei den Kindern begünstigen können.

Wenige Zweifel bestehen auch, dass eine Trennung das Kind zumindest in der akuten Phase psychisch belastet. Was nicht erstaunt, gilt es doch für alle Beteiligten, ihr Leben neben der Verarbeitung des Trennungsschmerzes in dieser Phase völlig neu zu ordnen, da sich die Trennung oder Scheidung oft gravierend in beruflicher und finanzieller Hinsicht auswirkt und oft mit einem Orts- oder Wohnungswechsel verbunden ist, so dass ein Kind seine gewohnte Umgebung verliert, usw. Ganz unabhängig von den Gründen erzeugen solche Situationen immer psychischen Stress bei allen Beteiligten. Kommt dann noch die emotionale Verarbeitung der Trennung hinzu, brauchen die meisten Menschen in einer solchen Situation Hilfe und Unterstützung von außen.

Die ersten beiden Jahre sind die schwersten, darin sind sich die wenigen wissenschaftlichen Studien, die es gibt, einig. Hinzuzufügen ist, dass es dem Kind in dieser Situation in jedem Fall hilft, wenn sich seine Lebenswelt jetzt möglichst wenig verändert. Gerade jetzt braucht es das zu Beginn des Beitragsbereits angesprochene „Zentrum“ oder „Basislager“, gerade jetzt braucht das Kind einen festen Ort, an dem es Geborgenheit und Schutz findet. Wenn irgend möglich, sollte es in den ersten Jahren nach der Trennung seiner Eltern diesbezüglich also keine allzu großen Veränderungen geben.

Im Gegensatz zu Deutschland liegen aus den USA zwei große Langzeitstudien über Scheidungskinder vor, die von E. Mavis Hetherington und die von Judith S. Wallerstein. Diese Studien geben Aufschluss auch über die Langzeitfolgen bei Trennung und Scheidung, da sie einen Zeitraum bis über 25 Jahren umfassen, also nicht nur Eltern und deren Scheidungskinder berücksichtigen, sondern auch, wie sich letztere in ihrem späteren Leben, zurechtfanden, – zum Beispiel, wenn sie selbst Beziehungen eingingen und Kinder bekamen. Zudem bezog Hetherington, was mir besonders wichtig erscheint, in ihre Studie auch eine große Anzahl von Kindern aus „intakten“ Familien als Vergleichsgruppe für den gesamten Untersuchungszeitraum mit ein.

Während Wallerstein von eher traditionellen Familienvorstellungen ausgeht und die Folgen von Trennung und Scheidung insgesamt pessimistischer interpretiert, sieht Hetherington die Zukunft der Scheidungskinder auf Grundlage ihrer Forschungsergebnisse wesentlich optimistischer. Sie hat herausgefunden, dass die allermeisten Scheidungskinder (80% Prozent) in ihren emotionalen und kognitiven Fähigkeiten Kindern aus „intakten“ Familien in nichts nachstanden. 10 Prozent% der Kinder aus beiden Gruppen, also denen mit geschiedenen Eltern und denen mit „intakten“ Elternhäusern, hatten in ihrem späteren Leben gravierende psychische Probleme, doch es blieben 10 Prozent% von Kindern, deren gravierende Probleme eindeutig auf die Trennung ihrer Eltern zurückzuführen waren und die sich zeitlebens davon nie wieder richtig erholten. Hetherington ging nun der Frage nach, was diese Kinder von den anderen 80 Prozent % der Scheidungskinder unterschied, die nach der Trennung gut in ihrem Leben zurechtkamen und fand heraus, dass es dazu bestimmter Verhaltensweisen der Eltern bedurfte, die sich eindeutig positiv auf die weitere Entwicklung der Kinder auswirkten.

Die Schutzfaktoren
Ich habe solche Schutzfaktoren, wie sie auch aus eigenen Beobachtungen bei Scheidungskindern entstanden sind, an anderer Stelle (Brumlik, Andresen, Koch 2009; Koch, Strecker 2011) ausführlich beschrieben, und will sie abschließend für diesen Beitraghier nur kurz aufzählen. Die wichtigsten Schutzfaktoren, die Kindern bei Trennung und Scheidung helfen, gut damit fertig zu werden, und die ihnen günstige Ausgangsbedingungen für ihre weitere gesunde psychische Entwicklung bieten, sind:
•- Verlässlichkeit beider Eltern,
•- keine gegenseitige Abwertung
•- keine übertriebene Verwöhnung,
•- die Kinder nach der Trennung nicht zu Partnern machen,
•- dem Kind ein gutes Selbstwertgefühl vermitteln,
•- den Blick optimistisch in die Zukunft richten,
•- sich bei anderen Rat und Unterstützung besorgen,
•- bei Depression oder lang anhaltender Trauer professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Als wichtigen ersten Schritt in diese Richtung sehe ich, dass Eltern im Falle einer Trennung oder Scheidung vor ihrem Kind ein Art „Gelöbnis“ ablegen, dass sie sich vor ihm nicht gegenseitig schlechtmachen werden und nicht gegeneinander um das Kind kämpfen. Dass sie es beide weiter lieben so wie vor der Trennung, dass sie beide für das Kind weiter da sein werden und für alles ansprechbar, was ihm auf dem Herzen liegt, und dass sie gemeinsam die volle Verantwortung für diesen Schritt der Trennung übernehmen, an dem das Kind keine Schuld hat. Auf diese Weise bekommt das Kind Gelegenheit, auch selbst die Initiative ergreifen zu können und es kann seine Eltern immer wieder, auch später, an diese Verabredung erinnern, da sie ja nicht immer einfach einzuhalten ist. Dieses „Gelöbnis“ sollte in möglichst entspannter, vielleicht sogar „feierlicher“ Atmosphäre stattfinden, in der sich zum Schluss alle bei der Hand halten oder auch umarmen und gemeinsam beschließen, dass es so und nicht anders für alle Zukunft, egal was auch passiert, geschehen soll.

Dr. Claus Koch ist Dipl.-Psychologe und Verlagsleiter beim Beltz Verlag in Weinheim..

No Comments

Post A Comment