fK 2/04 Editorial

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Eltern, deren Kind schwer erkrankt ist oder an einer Behinderung leidet, haben in den zurückliegenden Jahren ein engmaschiges Netz an Hilfsorganisationen und Selbsthilfegruppen aufgebaut. Mit beträchtlichem Erfolg gelingt es ihnen immer wieder, die Öffentlichkeit auf ihre berechtigten Anliegen aufmerksam zu machen und öffentliche Mittel oder private Förderer zu gewinnen.

Ganz anders sieht es für den umgekehrten Fall aus, wenn nämlich die Eltern eines Kindes schwer krank werden oder behindert sind. Das Leiden dieser im Vergleich weitaus größeren Zahl von Kindern wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Auch die Fachwelt hat diese Kinder, die als junge Angehörige kaum über eine Lobby verfügen, lange vernachlässigt. Unterstützungsangebote stehen nur punktuell zur Verfügung und fehlen bisweilen ganz.

Kinder kranker und behinderter Eltern leiden nicht nur unter den zeitlich eingeschränkten Möglichkeiten der Eltern, für sie da zu sein. Häufig fühlen sich diese Kinder selbst schuldig für den teilweisen Ausfall ihrer Eltern und übernehmen – so gut dies eben geht – elterliche Aufgaben bis hin zu Krankenbehandlung und Versorgung des Haushalts. Das Eltern-Kind-Verhältnis steht auf dem Kopf. Besonders im Falle psychischer Erkrankungen kommen nicht selten Gefährdungssituationen wie Vernachlässigung oder Misshandlung hinzu.

Die interdisziplinäre Fachtagung „Die Verantwortung der Jugendhilfe für Kinder psychisch kranker Eltern“ am 17./18. Juni 2004 in Berlin soll auf den Hilfebedarf dieser oft vergessenen Gruppe von Kindern aufmerksam machen. Veranstalter ist der Verein für Kommunalwissenschaften in Zusammenarbeit mit der Deutschen Liga für das Kind.

Im Januar hat sich der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes in Genf mit dem so genannten Zweitberichts Deutschlands über den Stand der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention befasst. In ihren „Abschließenden Beobachtungen“ (Concluding Observations) kommen die Mitglieder des Ausschusses zu dem Schluss, dass Deutschland in puncto Kinderrechte Nachholbedarf hat. Besonders wird kritisiert, dass hierzulande keine unabhängige Institution existiert, die über die Umsetzung der Kinderrechte wacht und Beschwerden über Rechtsverletzungen entgegennimmt. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Heft unter der Rubrik „Kinderrechte aktuell“.

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. Franz Resch, Präsident der Deutschen Liga für das Kind
Dr. Jörg Maywald, Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind

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