fK 1/09 Downsyndrom

Zeitschrift frühe Kindheit – Archiv

Endlich sind die Väter dran!

Arbeitskreis Down-Syndrom präsentiert neuen Bildband „Außergewöhnlich: Väterglück“ von Conny Wenk

Im Oktober 2004 veröffentlichte der Bielefelder Arbeitskreis Down-Syndrom mit „Außergewöhnlich“ sein bislang erfolgreichstes Buchprojekt. Die Fotografin und Autorin Conny Wenk porträtierte darin 15 Kinder mit Down-Syndrom und ihre Mütter. Jede Mutter hat eine Geschichte geschrieben. Eine Anekdote, eine Begebenheit – in jedem Fall ein paar ganz persönliche Zeilen. Heute findet sich „Außergewöhnlich“ bei vielen Gynäkologen, Kinderärzten, Humangenetikern und Hebammen. Und nicht wenige Eltern, die in den letzten Monaten ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt gebracht haben, erfahren durch dieses Buch, dass das Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom ganz anders sein kann, als man vielleicht im ersten Moment denkt. Das Buch endet mit der Bemerkung der Autorin, dass beim nächsten Mal die Väter dran wären.

Versprechen eingelöst
„An eine Fortsetzung habe ich damals eigentlich noch nicht gedacht“, räumt Conny Wenk ein. „Als ich den Titel „Außergewöhnlich“ für unseren ersten Bildband auswählte, ahnte ich nicht, dass auch die Resonanz darauf in den Folgejahren außergewöhnlich sein würde.“ Die Fotografin erreichten auch zahlreiche Zuschriften von männlichen Lesern. Tenor: Wo bleiben die Väter? Jetzt sind sie da und damit darf man „Außergewöhnlich: Väterglück“ durchaus auch als Einlösung eines Versprechens verstehen.

17 + 5
Insgesamt 17 Väter werden zusammen mit ihren Kindern porträtiert. Und jeder dieser Väter hat zusätzlich seine Gedanken zu Papier gebracht. Damit aber nicht genug. Fünf weitere Väter steuerten Geschichten bei. Als die Shootings abgeschlossen waren, überlegte sich Conny Wenk spontan, die Zwischenkapitel dieses Mal nicht selbst zu schreiben, sondern lieber fünf weitere Väter zu Wort kommen zu lassen. Dass wahres Väterglück keine Grenzen kennt, zeigt das Buch auf vielfältige Weise. Egal ob Herkunft, Wohnort oder Beruf, „Außergewöhnlich: Väterglück“ zeigt nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten. Und da spielt es eben keine Rolle, ob der Papa Agenturchef, Automechaniker oder Zahnarzt ist.

Kleine Hauptdarsteller
Die Väter sind das eine. Die eigentlichen Hauptdarsteller sind aber auch bei „Außergewöhnlich: Väterglück“ natürlich die Kinder. Da pocht Eddy gegen Mamas Bauchdecke (von innen übrigens, denn Eddy war zum Zeitpunkt des Shootings noch gar nicht geboren), Theo entdeckt die Welt, Vincent gluckst vor Freude, Anastasia feiert Geburtstag, Tim und Serge machen Quatsch und Dennis unterhält sich mit seinem Vater einmal von Mann zu Mann. Letzteres ist übrigens wörtlich zu verstehen, denn während im ersten Buch vorwiegend Kleinkinder porträtiert wurden, spannt sich das Alter der Hauptdarsteller dieses Mal von ungeboren (eben der kleine Eddy) bis zum 22jährigen Dennis.

Vereint werden alle diese Kinder durch zwei Gemeinsamkeiten. Die Unwichtige davon: ein dreimal vorhandenes 21. Chromosom. Die viel Wichtigere dagegen: Stolze und glückliche Väter, die sie in und durch ihr Leben begleiten. Und das ist dann auch die Erkenntnis, die „Außergewöhnlich: Väterglück“ dem Leser vermitteln möchte. Dass nämlich Charme und Charakter deutlich schwerer wiegen als bloß Chromosomen.

Ungefähr 90 Prozent treiben ab
Eine Erkenntnis, die heute leider noch selten ist. „Aktuell entscheiden sich etwa 90 Prozent aller Eltern, die von der Diagnose Down-Syndrom vor der Geburt erfahren, für einen Schwangerschaftsabbruch“, gibt Rita Lawrenz vom Arbeitskreis Down-Syndrom zu bedenken. Gerade vor diesem Hintergrund freuen sich Lawrenz und Wenk, dass fünf der porträtierten Väter bereits vor der Geburt von der Diagnose wussten und sich dennoch für ihr Kind entschieden. Genauso wie Michael Weber, der Theresa trotz, oder vielleicht sogar wegen ihres Down-Syndroms zusammen mit seiner Frau adoptierte.

Und wer weiß, vielleicht trägt „Außergewöhnlich: Väterglück“ ja wieder ein kleines Stück dazu bei, das Down-Syndrom nicht als etwas zu sehen, dass man ausschließen und vermeiden muss, sondern als etwas, dass die Vielfalt des Lebens durchaus bereichern kann.

Außergewöhnlich: Väterglück
Kinder mit Down-Syndrom und ihre Väter
Edition Jakob van Hoddis im Paranus Verlag
ISBN 978-3-940636-00-3
Format: 17 x 23 cm, 160 Seiten, gebunden
19,80 €
Website zum Buch: www.connywenk.com/vaeterglueck

ARBEITSKREIS DOWN-SYNDROM e. V.
Der Arbeitskreis entstand 1977 als Initiative mehrerer Eltern von Kindern mit Down-Syndrom in Bielefeld. Heute ist der Arbeitskreis Down-Syndrom e. V. mit über 2000 Mitgliedern als gemeinnütziger Verein in Deutschland tätig und bundesweit Mitglied in verschiedenen Selbsthilfeorganisationen und sozialpolitischen Gremien. Jedes Kind mit Down-Syndrom ist anders. Wir möchten Eltern helfen und ermutigen, ihr Kind mit Down-Syndrom anzunehmen. Die geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Menschen mit Down-Syndrom wurden in der Vergangenheit unterschätzt. Heute weiß man, dass Kinder mit Down-Syndrom erstaunlich lernfähig sind und dass ihre individuellen Stärken durch gezielte Förderung entscheidend beeinflusst werden können.

ARBEITSKREIS DOWN-SYNDROM e. V.
Gadderbaumer Straße 28, 33602 Bielefeld
www.down-syndrom.org

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